116.
ß. 72.
Wo jedoch für solche Witwen noch das Recht besteht, von den Lehens-
folgern ihrer Ehemänner ein Leibgeding gesetzlich zu fordern, soll der Witwe
zwischen letzterm und dem durch gegenwärtiges Gesetz ihr zugewiesenen Erb-
theile die Wahl frey stehen.
S. 73.
Bestlmmung Die Annahme eines vertragsmäßigen Leibgedinges thut an sich dem
ken d6 n gesetzlichen Erbrechte der Witwe keinen Eintrag C. 88). Bestellt der Be-
bepeten erib, sitzer eines Lehengutes seiner Ehefrau ein Leibgeding: so ist dieses zwar, wenn
das Lehen an Personen kommt, die des Bestellers Verfügungen über dasselbe
206 irgend einem Grunde anerkennen müssen, nach den bisher üblich gewe-
senen Grundsätzen, (jedoch unter Berücksichtigung der Vorschriften des d. 69)
zu beurtheilen z diejenigen Lehensfolger hingegen, welchen keine Verbindlichkeit
zur Anerkennung der das Lehen betreffenden Verfügungen des verstorbenen
Lehensbesitzers obliegk, sind auch nicht schuldig, das Leibgeding abzuführen,
außer wiefern sie dazu durch Familienvertrage verbunden sind oder in dessen
Bestellung eingewilligt haben.
Vierter Abschnitt.
Von dem Pfflichtthe il.
#. 74.
1. Pflichttbeil Der Pflichttheil gebuͤhrt allen leiblichen Abkoͤmmlingen, ingleichen
rra,bliden -dem Vater und der Mutter eincs Erblassers, soweit sic, nach obigen
und Leltem. Vorschriften, der gesetzlichen Erbfolge in dessen Nachlaß fähig sind und die
Erbfolgeordnung sie trifft; also auf der väterlichen Seite auch den durch
landesfürstliche Gnade legitimirten (. 22), ingleichen auf der mütterlichen
Seite auch unehelichen Kindern, und von diesen der Mutter (88. 19, 26).
Am väterlichen Nachlasse aber steht unehelichen Kindern selbst hinsichtlich
des Sechstheils (. 20) kein Hflichttheil zu.
S. 75.
Deslen Be- Der Hflichttheil beträgt von jetzt an:
nas. 1) bey Kindern jeder Art und deren Abkoͤmmlingen die Haͤlfte — und
2) bey Aeltern ein Drittheil des eigentlichen gesetzlichen, das