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würdigen Tugenden, endlich der Unsterblichkeit
der Seele, drei Wahrheiten der Philosophie, denen
die drei großen Tatsachen der Geschichte ent-
sprechen: Allgemeinheit der Religion, der Ehe, des
Totenkults. — Das Kriterium der „neuen
Wissenschaft“ behufs Auffindung des unwandelbar
Wahren inmitten des nie ruhenden Flusses des
Wirklichen ist der Gemeinsinn; auf seiner Über-
einstimmung bei den Völkern beruht die Weisheit
des Menschengeschlechts. Auf der Einheit des
menschlichen Gedankens unter der zweifachen Form
des Handelns und des Sprechens beruht die Lö-
sung der großen Frage des Gesellschafts-
charakters des Menschen. — Indem Entwicklungs-
gang der Menschengesellschaft, der Zivilisation,
kann man drei Alter, drei Perioden unter-
scheiden: die göttliche oder theokratische, die heroische
und die menschliche oder zivilisierte, entsprechend
der dunkeln Vorzeit, der Zeit der Fabel und der
Zeit der Geschichte. Zumal in der Sprachen-
geschichte läßt sich diese Einteilung genau feststellen.
Unsern heutigen Sprachen ging die Periode der
metaphorischen und poetischen, ihr die der hiero-
glyphischen und heiligen Sprache vorher. Vico
will nur mit den zwei ersten Perioden sich beschäf-
tigen, zunächst mit der ältesten, der der „poeti-
schen Weisheit“ (zweites Buch), deren bis-
herige Übertreibung für ihn das größte Hindernis
des Fortschritts der Geschichtsphilosophie bildet.
Bei der Prüfung der Vorstellungen, in
welchen die Völker der poetischen Zeiten bei ihrer
mangelhaften Naturerkenntnis lebten, er-
sorscht Vico ihre Logik und Moral, ihre häusliche
und öffentliche Okonomie, ihre Naturlehre und
Kosmographie, ihre Astronomie und Geographie.
Für ihn stehen die Zyklopen (Homer), die Riesen
der profanen wie der heiligen Geschichte an der
Spitze der Menschenentwicklung. Die schreckhafte
Wirkung der Naturgewalten zwang die entsetzten
Riesen zur Anerkennung einer höheren Gewalt
(Jupiter): das ist der Ursprung des Götzen-
dienstes, ein Produkt des Leichtglaubens, nimmer
des Betrugs. Keine Macht als eine Schreckens-
religion hätte so ial die stupide Anbeterei der
rohen Gewalt und die auf ihr beruhende Verein-
zelung der Menschen bannen, religiös keine
andern als sinnliche Erscheinungen den unerläß-
lichen Durchgangspunkt für eine Vernunft= und
Glaubensreligion schaffen können. In anthropo-
morphisierender Kindlichkeit stellten sich die ersten
Menschen die Gesamtnatur als einen ungeheuern
Leib voll Leben, Leidenschaften, Lebensäußerungen
in Zeichen (Donner, Blitz) und geheimnisvoller
Sprache vor (Divination, Mythologie, Muse), und
aus ihren Beziehungen zu dieser Natur machte
(boeta = creator) bie dichterische, fast materielle
Einbildungskraft die Götter. Der noch wenig
entwickelten mythologischen Wissenschaft seiner Zeit
gegenüber erkannte Vico in dem antiken Götter-
wesen die Symbole abstrakter Ideen. Die heroische
Sprache knüpft an Eigennamen die idealen Volks-
Vico.
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typen; so ist Hermes der Träger der altägyptischen
Erfindungen, Romulus der der alten Römer-
verfassung, Herkules der der griechischen Heroen-
arbeiten; Homer auf der Grenze der heroischen
und der historischen Zeiten ist der vollendete Typus
der Volkspoesie zur Zeit, da die Barbaren noch
mit der Zeichensprache (Hieroglyphen) rangen.
Überall geht der Prosa die Poesie vorauf. — Aus
dem Ursprung der Religion, der Poesie und der
Sprachen erklärt sich die Entstehung der an-
fänglichen Gesellschaft. Der Anfang der
Religion war auch der der Gesellschaft. Die von
höherer Naturgewalt getroffenen Riesen fliehen in
Unterbrechung ihres umherschweifenden Lebens in
die Höhlen und gründen dort mit einer gewaltsam
zurückgehaltenen Gefährtin die Familie; ihr
erstes Haupt ist auch der erste Priester, als Träger
der poetischen Weisheit der erste Lehrer und Seher,
als absoluter Herr der Familie der erste König,
der selbst in allem der göttlichen Gewalt botmäßig,
ihr Hüter in theokratischer Ordnung wurde. —
Die erste Erweiterung der Familie ergab
sich als Schutzverhältnis der Unterdrückten durch
die Starken, deren auf den Höhen gelegene Altäre
das Asylrecht besaßen. Der Idealtyp dieser
Starken war Herkules, und die Herakliden, seine
Kinder, wurden die Erben der Weisheit. Nicht
die Religion, sondern das Interesse begründete
die Ausdehnung der Familie; es schuf das Skla-
venverhältnis, bis das Anwachsen der Skla-
venzahl zu ihrer Erhebung und zur Abtretung von
Ländereien und zur Milderung des Abhängigkeits-
verhältnisses führte. So entstanden die ersten
Agrargesetze, die Klientelschaft, das
Lehen. — Das dritte Buch: Die Entdeckung
des wirklichen Homer, kann nur als An-
hang des zweiten angesehen werden, insofern Vico
hier methodisch die Entstehung des Heidentums,
die Begründung der griechischen Zivilisation als
der Grundloge der europäischen festzustellen sucht
durch den Beweis, daß Homer ein kollektives
Symbol des Griechenvolks gewesen sei, das seine
Eigengeschichte in Nationalgesängen verherrlicht.
Den Verlauf der Geschichte der Na-
tionen (viertes Buch) wieder aufgreifend, stützt
und erweitert Vico seine bisherigen Darlegungen
mit der Geschichte des Zivilrechts, die gleich
der Geschichte der Regierungen allen Wechselfällen
unterworfen war. Für die meisten Juristen bietet
das Recht meist nur isolierte, von ihren Ursachen
losgetrennte Tatsachen. Warum war die antike
römische Jurisprudenz so sehr mit religiösen
Feiern, mit Mysterien umgeben? Wie flach, erstere
als Trug der Patrizier zu erklären! Recht,. Ver-
nunft, das von oben Angeordnete, enthüllten sich
in erster Zeit durch die Auspizien, die Orakel und
andere Zeichen; die Jurisprudenz konnte nur
Wissenschaft der Religionsriten sein,
die Justiz nur Beobachtung gewisser religiöser
Sitten. Vor den acta legitima beugte sich der
Römer in abergläubischer Verehrung; Heirat,