Object: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

436 Nlalien. (Mai 4—16.) 
sollende Linie Eboli-Reggio nicht in die rrs Kategorie übernommen, d. h. 
ganz " gar auf Staatskosten gebaut wer 
4. Mai. Kammer: Der Firanznin#ter trägt folgende Dar- 
legung der Finanzlage vor, nachdem er zuvor die Ergebnisse des 
Jahres 1878, namentlich die Activ= und Passivreste besprochen hatte: 
das Budget für 1879 werde dem Voranschlage gemäß einen Ueber- 
schuß von 12 Millionen aufweisen, 1880 voraussichtlich 10, 1881 
12, 1882 28½ und das Jahr 1883 38 Millionen Ueberschüsse. 
Diese seien aber ungenügend zur allmählichen Abschaffung der Mahl- 
steuer, welche im zweiten Semester 1879 eine Mindereinnahme von 
181½, in 1880, 1881 und 1882 eine Mindereinnahme von 36½ 
und 1883 eine solche von 75½ Millionen herbeiführen würde. 
Demgemäß seien neue Einnahmen nothwendig. Der Minister ver- 
spricht sich von den vorgelegten Entwürfen zur Umgestaltung einiger 
Steuern eine Einnahme von mindestens 30 Millionen, welche mit 
Einschluß der Budgetüberschüsse nicht nur das Gleichgewicht her- 
stellen, sondern als fünfjähriges Durchschnittsergebniß 23 Millionen 
mehr ergeben würde. Schließlich erörtert der Minister noch die 
Steuerreform, das Zollwesen und die Bedingungen zur Abschaffung 
des Zwangscurses und ersucht die Kammer für die vorgelegten Ge- 
setzentwürfe die Dringlichkeit zu bewilligen. 
13. Mai. Kammer: Wahl der Commission von 9 Mitglie- 
dern für Vorberathung der Wahlreform (Ausdehnung des Stimm- 
rechts) in den Bureaux. Das Refultat ergibt den Ausschluß Cai- 
roli's im 6. Bureau und denjenigen Zanardelli's im 2. Bureau 
(mit 22 gegen 17 Stimmen) durch eine Coalition der Anhänger 
Nicotera's und Depretis. Nach dem Ausschluß Cairoli's fehlte nur 
noch der Ausschluß Zanardelli's, um die innere Zersetzung der 
Mehrheit recht augenscheinlich zu machen. Durch diese beiden Ab- 
stimmungen hat die Linke gerade diejenigen beiden Männer aus 
der Commission für die Wahlreform ausgeschlossen, die für das Zu- 
standekommen der betreffenden Vorlage am meisten gewirkt und ge- 
leistet haben. Die ganze Frage kommt übrigens in diesem Jahre 
nicht mehr zur Erledigung. 
16.— 19. Mai. Kammer: beräth und genehmigt schließlich 
mit 153 gegen 101 Stimmen ein ihr von der Regierung vorgelegtes 
Geseß über das Verhältniß der kirchlichen Trauung zur Civilehe 
und den Abschluß der Civilehe vor der kirchlichen Trauung. 
In seiner jehigen definitiven Gestalt besteht das neue „Geseh über 
die obligatorische Civikehe,“ wie sein officieller Titel lautet, aus fieben Para-
	        
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