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Nimmt aber das Fieber einen typhösen Charakter an, wobei der Puls klein
und schnell wird, der Herzschlag prellend, und die Kräfte des Thieres zusehends sinken,
so ist zwar in der Regel mit Arzneien wenig mehr auszurichten. Will man jedoch
noch Heilungsversuche machen, so eignen sich hiezu flüchtig reizende Mittel, zu welchem
Behufe man obigen Tränken mit Mineralsäure jedesmal ein halbes bis ein Quentchen
Camphor mit einem Loth Angelikawurzel beimischen kann.
17.
Es muß übrigens, was das Heilverfahren betrifftr, ausdrücklich bemerkt werden,
daß es der Einsicht und Beurtheilung des Thierarztes, dem die Behand-
lung der kranken Thiere überkragen wird, überlassen bleibt, in den einzelnen
Fällen die ihm dienlich scheinende Abänderung der Mittel, ihrer Zusammen-
setzung und Gaben (cosis) zu bestimmen. —
. 18.
Sehr wichtig ist es unter allen Umständen, daß in den Stallungen der
Kranken eine reine Luft und die Temperatur mäßig warm erhalten
werde.
Wenn daher die Thiere, so weit es nur immer der Raum zuläßt, aus einander
gestellt, und insbesondere die wirblich kranken von den noch gesunden und in der
Wiederherstellung begriffenen gänzlich getrennt werden, so ist dieses in jeder Beziehung
rähhlich.
Will man sich zur Reinigung der Luft in den Kranken-Stallungen der Chlor=
Räucherungen bedienen, die bei mäßiger Anwendung keine nachtheiligen Folgen für
die Thiere haben, so stelle man zu diesem Ende in einem Stalle für sechs bis acht
Thiere einen irdenen Hafen oder eine Schüssel mit sechs Loth Chlorkalk, und be-
feuchte solchen früh und Abends mit Schwefelsäure, die mit gleichen Theilen Wassers
verdünnt ist. Entwickelt sich kein Chlor mehr, so muß der Chlorkalk erneuert werden.
Die Kranken müssen mit Teppichen zugedeckt, und ihnen eine reichliche
trockene Streue unterlegt werden, dabei reibe man ihnen öfters im Tage die
Beine nachdrücklich mit Strohwischen.