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verdienen, andererseits aber die Beweise, welche man von der Größe, der Farbe, der
mangelnden Vertiefung in der Mitte der Pocke, der Abwesenheit einer peripherischen
Röthe 2c., insbesondere aber davon für die Unächtheit einzelner Pocken hat hernehmen
wollen, daß nämlich dieselben auf Menschen ohne Erfolg übergetragen worden sind,
sechon darum keine ganz sicheren Merkmale für Aechtheit oder Unächtheit der origi-
nären Kuhpocken gewähren, weil Farbe, Größe und die übrigen Charaktere derselben
sehr von zufälligen Umständen und Einwirbungen abhängen und leicht einer größeren
oder geringeren Abweichung von der gewöhnlichen Norm unterliegen, der Umstand
aber, daß von der einen Pocke mit Erfolg, von der andern nicht mit Erfolg geimpfe
worden ist, schon darum für die Unächtheit dieser lehteren kein sicheres Zeugniß ab-
gibt, weil auch noch verschiedene andere Ursachen die Schuld an dem Mißlingen
der Impfung tragen können, und namentlich bei uns mehrfältige Fälle vorliegen,
daß an dem einen Tage mehrere Kinder ohne allen Erfolg von einer Kuh geimpft
worden sind, während die von derselben Kuh am nächstfolgenden Tage an anderen
Impflingen gemachten Impf-Versuche sämtlich gelungen sind, und daher die Erfolg-
losigkeit der Impfung ohne Zweifel in häufigen Fällen nicht sowohl von Unächtheit
der Pocken, als von dem unrechten Zeitpunkte, in welchem geimpft worden ist, und
von anderen zufällig mitwirkenden Reben-Umständen sich herschreiben mag, weßwegen
es auch rathsam ist, von einer und derselben pockenkranken Kuh und selbst von auf
gleicher Stufe der Entwicklung stehenden Pocken in verschiedenen Zeitabschnitten zu
impfen, überhaupt aber den Gang des Ausschlags bei den Kühen, namentlich auch
in Beziehung auf die häufig stattfindende Nachentwicklung von Pocken etwas längere
Zeit zu beobachten, und dieses auch den Vieh-Eigenthümern zu empfehlen.
In der Regel wird es daher räthlich seyn, so lange, als sich nicht bestimmtere
Unterscheidungs-Merkmale von ächten und unächten Pocken bei Kühen herausgestellt
baben, bei Erscheinung von wirklich pockenartigen Ausschlägen an den Enutern der
Kühe die Impfung in allen Fällen vorzunehmen, in welchen die Pocken sich nicht
etwa dadurch, daß sie bösartige, fressende, übelriechende Geschwüre an
den Eutern der Kühe hervorbringen (wovon jedoch bis jetzt bei uns unter einer
sehr namhaften Zahl von Pockenfällen bei Kühen kein Beispiel vorgekommen ist),
wenn auch nicht in Beziehung auf Aechtheir, doch hinsichtlich eines gesteigerten