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Art. 287.
Die Verläumdung ist, wenn sie eine schwere Beschuldigung enthält, oder wenn einer
der im Art. 284, Ziffer 1 bis 3, bezeichneten Erschwerungsgründe eintritt, mit Kreis-
gefängniß, außerdem mit Gefängniß bis zu sechs Monaten, zu bestrafen.
Wurde die Verläumdung durch eine Druckschrift verbreitet, so soll, neben der
verwirkten Freiheitsstrafe, auf Geldbuße von fünfzig bis fünfhundert Gulden erkannt
werden.
Art. 288.
Geschah die Verlaͤumdung beĩ der Obrigkeit in der Absicht, gegen einen Unschul-
digen eine Untersuchung zu veranlassen, so tritt, je nach der Groͤße des angeschul-
digten Verbrechens oder Vergehens, Arbeitshaus bis zu drei Jahren ein.
Art. 239.
Wer ohne die Absicht zu verläumden, Handlungen der im Art. 286 bezeichneten
et von einem Andern aussagt, ist gleichwohl mit den Strafen des Art. 287 bis
zur Hälfte ihres Betrages zu belegen, wenn er die Wahrheit seines Bezüchtes nicht
zu beweisen. oder seinen Gewährsmann für die ausdrücklich nur auf Hörensagen ge-
gründete Nachrede nicht nachzuweisen vermag.
Doch trifft diese Strafe Diejenigen nicht, welche bei der Obrigkeit von Vergehungen
Anzeige gemacht haben, wenn ihnen nicht nachgewiesen werden kann, daß sie wissent-
eine Unwahrheit ausgesagt haben.
Ark. 290.
Das Vorbringen einer, der Ehre des Andern nachtheiligen, Thatsache kann
nie als Verläumdung angesehen werden, wenn die Thatsache vollkommen er-
wiesen ist.
War aber das Vorbringen einer solchen Thatsache nach Art des Ausdruckes
oder der Bekanntmachung, nach Zeit oder Ortsverhaͤltnissen, ehrenkraͤnkend, so findet
die gesesliche Strafe der Ehrenkraͤnkung, jedoch in verringertem Maaße, Statt.
Art. 291.
Verläumdungen und Ehrenkränkungen können nur auf Klage des Belcidigten
zur Untersuchung und Strafe gezogen werden, mit Vorbehalt des Verfahrens von
miswegen gegen die etwa zugleich vorgefallenen S.tbrungen der öffentlichen Ruhe
und Ordnung. «
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