Object: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

476 Dänemark. (Nov. 28 — Dee. 27.) 
denn er kann schnell zu uns kommen und uns überraschen. Ziehen wir aber 
in Betracht, daß Niemand ein so werlhvoller Alliirte für uns sein lann als 
TDeutschland, dann spricht Alles dafür, daß wir endlich suchen, ein freund- 
schaftliches Verhältniß mit diesem unserem südlichen Nachbar anzuknüpfen. 
Dieses wäre ein vernünftiges Programm, wenn man ein solches in dasselbe 
bineinlegen wollte; ich sage jedoch keineswegs, daß es in demselben liegt.“ 
In Deuischland mißtrank die öffenlliche Meinung wenigstens theilweise noch 
diesen friedlichen und freundlichen Stimmen und meint: „Aus den Reden 
der dänischen Volksvertretung geht ebenso wie aus der Vorlage der Regie- 
rung hervor, daß die Befestigung von Seeland und Kopenhagen und des 
Flollenhafens von Aggersö-Sund insoweit eine defensive Maßregel sein soll, 
als es sich darum handelt, die Annäherung einer deutschen Flate so lange 
aufzuhalten, bis die Auzunft mnussischer Ettäitkräft erfolgt 
Das vorgelegte Budget für 1880 zeigt eine blipkuhme von 
47,145,000 Kronen und eine Ausgabe von 40 % 000 Kronen, wonach die 
Einnahme somit die Ausgabe um elwa 4 Millionen Kronen übersteigt und 
nach einigen Abzügen die wirkliche Steigerung oder Vermehrung des Staats- 
vermögens 3,447,000 Kronen betragen wird. Die Slaalsschuld, im Jahre 
1865 ungefähr 270 Millionen, belrug bei Beginn dieses Finanzjahres nur 
elwa 175 Millionen, hat sich also um fast 100 Millionen Kronen ver- 
minderl. Dieser Staatsschnid gegenüber besitzt jedoch der Staat an Kassen- 
vorrath, Reservefonds, Staatseisenbahnen, Tonktnen und besondern Fonds, 
welche zur Deckung von Staalsausgaben verschiedener Art benutzt werden, 
große Werthe, welche auf 187 Millionen in zinstragendem Staatseigenthum 
veranschlagt werden können und somit 12 Millionen Kronen mehr betronen 
als die ganze Staaksschuld. In den aus 15 Mitgliedern bestehenden 
Budgetausschuß werden 5 Milglieder der Rechten, 4 Radicale, 5 Mo- 
derate, zum Vorsitzenden aber Berg (radical) gewählt, da für ihn auch die 
Moderaten stimmen. 
28. November. Der König und die Königin statten der kaiser- 
lichen Familie von Deutschland einen Besuch ab, nachdem sie vorher 
auch den Wiener Hof besucht haben. Man will auch darin eine 
gewisse Annäherung an Deutschland erblicken, da seit 1840 kein 
Mitglied der dänischen Königsfamilie Berlin besucht hat. In- 
zwischen sprechen sich die tonangebenden liberalen dänischen Blätter, 
namentlich die sog. nationalliberalen wie „Fädrelandet“ 2c. gar nicht 
sehr deutschfreundlich aus. 
27. December. Folkething: Der Bericht des Finanzausschusses 
besagt: Die Regierung verlangt 3,047,000 Kr. mehr für den Kriegs- 
und Marine-Etat; im vorigen Jahre wurden 1,974,900 bewilligt. 
Die gemäßigte Linke beantragt 1,570,600, die Radicalen 1,846,000 
Kronen für diesen Etat. Das entspricht den Wünschen der Regierung 
doch nur sehr wenig. Im Lande umher werden indeß Adressen 
unterschrieben, welche Durchführung der Wehrreform im Sinne der 
Gefetzvorlage verlangen. 
 
	        
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