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terscheidet sich ein räudiges Schaf leicht von einem Schafe, dem sein Vließ auf dornigen
Weiden, an Hecken, im Stalle, namentlich aber durch die saugenden Lämmer verdorben
wurde. Das Reiben und Kratzen macht sich hauptsächlich bemerklich Morgens im Stalle
nach dem Füttern, Mittags, wenn die Thiere im Pförch in der Sonnenwärme stehend
auf der Haut warm werden oder durch Gehen erhitzt sind. Untersucht man nun die
verdächtigen Stellen näher, scheitelt man die Haare bis zur Haut, so findet man auf
derselben rothe Stellen, etwa wie nach einem Schnackenstich auf der Haut des Menschen,
oder gelbliche Knötchen in der Größe einer Linse. Diese krankhaft veränderten Stellen
sind die Einbohrungs= und Lagerstellen der Milben, später bilden sich auf diesen Knöt-
chen und Bläschen schorfige, gelbliche, blättrige Aufschichtungen in Folge krankhafter
Ausschwitzungen aus der durch die Milben gereizten Haut, diese erhält in der Umgebung
eine grünlich blaue Färbung. Greift man eine solche Stelle mit den Fingern leicht an,
so zeigt das Thier ein Gefühl von Behagen, es schlägt mit den Lippen (bebbert), bei
einem tieferen derberen Eingriff läßt es Schmerz erkennen durch tiefes Einbiegen, Knir-
schen mit den Zähnen.
Da wo eine solche Hauterkrankung schon länger und in etwas größerer Ausdehnung
besteht, ist die Haut nicht mehr weich, zugig dünn, sondern schwartig, hart, dick.
An den eben beschriebenen Stellen, namentlich unter den Schorfen, an den Wurzeln
der Haare sind die Milben eingebohrt und haben daselbst ihre Wohn= und Brutstätten.
Man muß die Schorfe abkratzen oder die Wollflöckchen ausraufen, wenn man die Milben
suchen und finden will, was nicht gerade leicht ist, da sie so klein sind wie ein Silbersand-
körnchen und mit Oberhautschuppen, Fettschweißbröckelchen leicht verwechselt werden. Bei
Untersuchung zweifelhafter ähnlicher Körperchen bringe man diese auf einen dunklen
Untergrund, schwarzes Papier, einen Mützenschild und dergl. und hauche sie warm und
leicht an, beobachte dann, ob sich das Körperchen von einem deutlich zu bezeichnenden
Punkte aus lebendig fortbewegt. Sehr praktisch ist es, mehrere vermeintliche Milben
unter den Glasdeckel der Taschenuhr zu bringen, worauf wirkliche Milben in der Wärme
der Tasche bald ihre Standorte verlassen werden.
Die Milben vermehren sich sehr rasch, indem aus den Eiern schon in 3—4 Tagen
die Jungen auskriechen, welche nach 8 Tagen schon fortpflanzungsfähig sind, daher je
innerhalb 14—16 Tagen immer wieder eine neue Generation entsteht. Die Lebens-
zähigkeit dieser Milben ist ziemlich groß, vom Körper des Schafes entfernt halten sie sich