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3. Bie Rennzeichen der Reblauskrankheit und die Antersuchung verdächtiger Weinstöcke.
Weinstöcke, welche von der Reblaus stärker befallen siud, gehen theils rasch theils
langsamer im Wachsthum und im Ertrag zurück. Doch ist dies kein sicheres Kennzeichen
der Krankheit, weil auch andere Ursachen eine ungenügende Ernährung und schwächere
Entwicklung der Rebstöcke herbeiführen können und weil auch die Reben je nach Sorte,
Lage und Bodenart den Angriffen der Wurzellaus länger widerstehen als andere, wie
ja bekanntlich die amerikanischen Reben mit ihren kräftigen Wurzeln weit widerstands-
fähiger gegen die Krankheit sind, als unsere europäischen Rebsorten. Immerhin können
aber einzelne sich auffallend schwach entwickelnde Weinstöcke oder derartige Stellen in
einem Weinberg den Verdacht des Vorhandenseins der Reblaus begründen. Dabei ist
besonders darauf zu achten, daß bei stärker befallenen Stöcken die Stengelglieder kurz,
die Blätter klein bleiben, Samen und Blüthen mehr gedrängt sind, Gabeln nicht mehr
oder doch viel weniger entstehen, die Rebblätter aber trotz schwächerer Entwicklung zunächst
noch grün bleiben und erst bei weiter fortgeschrittener Krankheit gelb werden, während
bei anderen Krankheitsursachen, z. B. bei Nässe oder großer Trockenheit, die zuvor gut
ausgewachsenen Blätter rasch gelb werden. Da sodann die Verbreitung der ungeflügelten
Insekten im Boden von dem zuerst befallenen Stock aus „kreisförmig“ auf die benach-
barten Stöcke erfolgt, so hat man bei dem Aufsuchen verdächtiger Stellen darauf zu sehen,
ob nicht die schwächere Entwicklung eines Stockes sich nach und nach in immer größerem
Kreis auf andere Stöcke überträgt.
Das sicherste Merkmal des Vorhandenseins von Wurzelläusen sind jedoch die in
Figur 2 bei A abgebildeten Anschwellungen an den jüngsten Wurzeltrieben. Diese
Anschwellungen werden durch den Stich des Insekts veranlaßt, wobei häufig noch eine
Biegung der ersteren entsteht. Die Läuse findet man dann am leichtesten in diesen Bie-
gungen und sonst in den Vertiefungen der Anschwellungen, wie dies in Figur 2 bei b
gezeigt ist. Aber auch auf den dickeren, ja selbst auf starken, alten Wurzeln findet man
oft bald eine größere bald eine kleinere Anzahl Nebläuse und zwar häufig ältere und
jüngere Thiere und Eier beisammen. Die Ninde der befallenen Wurzeln löst sich in
Folge der Krankheit nach und nach vom Holz ab und auf den entrindeten Stellen, so
wie an der Grenze der noch fest haftenden Rinde sieht man öfters viele Jnsekten sitzen
(siehe Figur 2 bei d).