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(10) Demnächst folgt die Untersuchung der Lungen. Um die Lungen genau untersuchen zu
können, müssen sie aus der Brusthöhle herausgenommen werden. Dies muß vorsichtig ge-
schehen, damit das Lungengewebe nicht zerrissen oder gedrückt wird. Sind Verwachsungen
zwischen den Lungen und der Rippenwand vorhanden, so sind sie nicht zu durchschneiden,
sondern es ist das Rippenfell an den betreffenden Stellen mitzuentfernen. Nachdem die
Lungen herausgenommen worden sind, werden ihre Größe, Gestalt, Farbe und Konsistenz
bestimmt. Endlich müssen große, glatte Einschnitte in die Lungen gemacht werden, um ihre
innere Einrichtung festzustellen. Soll endlich der Zustand der Blutgefäße und Luftröhrenäste
ermittelt werden, so müssen sie mit der Schere aufgeschnitten und bis in ihre Verästelungen
verfolgt werden.
(11) An die Untersuchung der Lungen schließt sich diejenige der oberen Abschnitte der
Rippen an.
(12) In denjenigen Fällen, in denen eine vollständige Zerlegung der Brustorgane aus
irgend einem Grundenicht eerforderlich erscheint, es aber angezeigtist, ihre allgemeinen Verhältnisse
kennen zu lernen oder nur ein einzelnes Organ genauer zu untersuchen, kann ein verkürztes Ver-
fahren angewandt werden. Man nimmt die Lungen im Zusammenhange mit dem Herzen und
den Halsorganen heraus und trennt hierauf die einzelnen Teile je nach Bedürfnis voneinander,
um sie zu untersuchen, oder nimmt die Untersuchung vor, ohne den Zusammenhang der Teile
aufzuheben.
A. Untersuchung der Bauchhöhle.
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(1) Bei der Untersuchung der Bauchhöhle und der in ihr gelegenen Organe ist eine bestimmte
Reihenfolge einzuhalten, um den Zusammenhang der Teile möglichst wenig aufzuheben und
kein Organ unbeachtet zu lassen. Es empfiehlt sich folgende Reihenfolge: Netz und Bauchfell
der Bauchwand, Leer= und Hüftdarm, kleiner Grimmdarm, Blind= und großer Grimmdarm,
Gekröse nebst Lymphknoten, Milz, Zwölffingerdarm und Magen, Gallengang, Leber, Bauch-
speicheldrüse, Nieren, Nebennieren und Harnleiter, Harmblase, Geschlechtsteile (beim männ-
lichen Tiere: Vorsteherdrüse, Samenblase, Hoden, Samenstrang, Rute und Harnröhre; beim
weiblichen Tiere: Eierstöcke, Muttertrompeten, Gebärmutter und Scheide), Mastdarm, Zwerch-
fell, große Gefäße, Muskeln und Knochen der Wirbelsäule und des Beckens.
(2) Wenn größere Veränderungen in der Verbindung und dem Zusammenhange der in der
Bauchhöhle gelegenen Organe eingetreten sind, so ist es zulässig, die Organe im Zusammen-
hange herauszunehmen und außerhalb des Körpers weiter zu untersuchen. Aber auch in diesen
Fällen empfiehlt es sich, diejenigen Organe, die sich ohne Schwierigkeiten erreichen lassen, in
der vorgeschriebenen Reihenfolge zu prüfen, um dadurch den Rest der Organe, die im Zusammen-
hang auszulösen sind, möglichst zu verkleinern.