Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1912 (89)

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steht, sind, wo dies nach den örtlichen Verhältnissen möglich ist, zu vermeiden. Die Ver— 
grabungsplätze sind so einzufriedigen, daß sie von Pferden, Wiederkäuern, Schweinen und 
Hunden nicht betreten werden können. Das Beweiden der Vergrabungsplätze, die Verwendung 
dort wachsender Pflanzen als Viehfutter oder Streu sowie die Lagerung von Viehfutter oder 
Streu auf solchen Plätzen sind verboten. Die zum Vergraben der Kadaver oder Kadaverteile 
erforderlichen Gruben sind so tief anzulegen, daß die Oberfläche der Kadaver oder Kadaverteile 
von einer unterhalb des Randes der Grube mindestens 1 m starken Erdschicht bedeckt ist. 
(3) Vor dem Vergraben sind die Häute der Kadaver, deren Abhäutung verboten ist, durch 
mehrfaches Zerschneiden unbrauchbar zu machen. Im übrigen sind die Kadaver mit tiefen Ein- 
schnitten zu versehen und mit Kalk oder feinem Sande zu bestreuen oder mit Teer, rohen 
Steinkohlenteerölen (Karbolsäure, Kresol), oder Alpha-Naphtylamin in 5 prozentiger Lösung 
zu übergießen oder mit einem anderen vom beamteten Tierarzt für zulässig erklärten Mittel 
zu behandeln. 
(4) Nach Einbringung der Kadaver in die Grube sind die durch Blut oder sonstige Abgänge 
verunreinigten Stellen der Erd= oder Rasenschicht abzuschürfen und mit den Kadavern zu 
vergraben. 
(5) Gruben, in denen Kadover oder Kadaverteile seuchenkranker oder seuchenverdächtiger 
Tiere vergraben sind, dürfen nur mit Genehmigung der Ortspolizeibehörde geöffnet oder erneut 
in Benutzung genommen werden. Die Genehmigung darf nur dann erteilt werden, wenn nach 
dem Gutachten des beamteten Tierarztes mit Sicherheit anzunehmen ist, daß eine vollständige 
Verwesung der in der Grube untergebrachten Kadaver oder Kadaverteile stattgefunden hat, 
und daß ansteckungsfähige Seuchenkeime in der Grube nicht mehr vorhanden sind. In be- 
sonderen Ausnahmefällen kann die vorzeitige Eröffnung solcher Gruben unter Anwendung der 
erforderlichen Vorsichtsmaßregeln und unter polizeilicher Uberwachung gestattet werden. Die 
aus einer geöffneten Grube ausgehobenen Tierteile sind wieder vorschriftsmäßig zu vergraben 
oder nach § 2 unschädlich zu beseitigen. 
84. 
(1) Bei Ermittlung einer Seuche durch Zerlegung eines Tieres sind die für die Feststellung 
der Seuche erforderlichen Teile aufzubewahren, falls der Besitzer oder dessen Vertreter bei Mit- 
teilung des amtstierärztlichen Befundes sofort erklärt, daß er das Gutachten eines anderen 
Tierarztes einzuholen beabsichtigt. Die Aufbewahrung hat unter sicherem Verschluß oder unter 
Uberwachung auf Kosten des Besitzers so zu geschehen, daß eine Verschleppung von Krank- 
heitskeimen nach Möglichkeit vermieden wird. Die unschädliche Beseitigung derartiger aufbe- 
wahrter Teile hat sofort nach Erfüllung des Zweckes oder nach Ablauf einer für die Aufbe- 
wahrung zu dem angegebenen Zwecke gesetzten Frist (vgl. § 107 der Ausführungsvorschriften) 
zu erfolgen. 
(2) Die unschädliche Beseitigung kann ausgesetzt werden für Teile von Kadavern seuchen- 
kranker oder seuchenverdächtiger Tiere, die vom beamteten Tierarzt oder von einer anderen
	        
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