I. Abschn. Die Waffen. 597
So blieb es bis 1801, wo Generallieutenant Manson die Gewehr-
fabrik zu Amberg einrichtete und die Gewehre zwar mit dem alten Kaliber,
nemlich 18 Kugeln auf das Pfund, construirt wurden; anstatt der chlindrischen
Ladstöcke aber führte man konische, anstatt der dreikantigen vierkantige
Bajonete ein.
Bei der Einführung der Schützen 1804 erhielten jene der Infanterie-
Regimenter gezogene Flinten, die der leichten Bataillone Büchsen; bei der
Formation von 1811 wurden jeder Schützenkompagnie eines Infanterie-
Regiments 80, der eines leichten Bataillons 40 Stutzen zugetheilt.
Die Zündhütchengewehre sind 1839 eingeführt worden und dadurch
verloren die Jäger ihre beliebten leichten, 2 Zoll kürzern Flinten, welche,
wie auch die Stutzen, ein besser gearbeitetes Schloß und ein dreischneidiges
Bajonet hatten. Das Kaliber war immer noch das alte.
Da die Waffentechnik so bedeutende Fortschritte machte, konnte Bayern
sich nicht mehr der vorwärts drängenden Zeit verschließen und führte zuerst
die Dornstutzen mit Spitzgeschossen im Dezember 1848 ein, jedoch nur
24 Stück für jede Schützen= und Jägerkompagnie; 1852 aber sind die
Jägerbataillone vollständig damit bewaffnet worden.
Im Jahre 1859 wurde die ganze Infanterie mit einem allerdings
vorzüglichen Vorderlader (Podewils) ausgerüstet.
Diese Waffe war nach 3 Modellen ausgegeben worden:
1) das Infanteriegewehr, Modell Nr. 1, für die Füsilierkompagnien;
2) das Schützengewehr, Modell Nr. 2, von Nr. 1 nur durch die
Einrichtung der Visire unterschieden, für die Schützenkompagnien;
3) die Büchse, Modell Nr. 3, durch vorzügliches Stechschloß ausge-
zeichnet, für die besten Schützen.
Da die Neubewaffnung nicht so rasch eingeführt werden konnte, versah
man die noch mit glatten Gewehren bewaffneten Abtheilungen mit Neßler-
Geschoßpatronen.
Das Jahr 1866 gab die eindringliche Lehre, daß der beste Vorder-
lader einem auch mittelmäßigen Hinterlader unterliegt. Sofort mußte
Abhülfe geschaffen werden, und das Gewehr M./58 ist nach dem System
Lindner abgeändert, mit Beiträgen von Braunmühl, kgl. b. Jäger-
Hauptmann, und Podewils, kgl. b. Oberst und Direktor der Gewehr-
fabrik Amberg.
Mittlerweile waren durch die Schießkommission Versuche mit Gewehren
aller möglichen Hinterladersysteme gemacht worden, um für die Armee ein
geeignetes Muster zu gewinnen. Ein solches hatte sich endlich gefunden,
construirt durch den technischen Direktor der Cramer-Klett’'schen Waggon-
Fabrik zu Nürnberg, J. L. Werder.
2. Die verschiedenen Waffen der bayerischen Armee.
A. Eintheilung.
Die Waffen werden in drei, ihrer Natur und Bestimmung nach ver-
schiedene Gattungen eingetheilt, welche man ihrem Zweck und Gebrauch
entsprechend als I. Nähe-,
II. Ferne= und
III. Schutz-Waffen bezeichnet.
Die II. Gruppe (Fernewaffen) scheidet sich — je nachdem die Waffe
a) vom einzelnen Manne geführt wird, oder b) zu ihrer Bedienung und