Full text: Heerwesen und Dienst in der königlich bayerischen Armee.

FI. Abschn. Die Munition. 609 
Die Patrone für das abgeänderte Gewehr M/58 ist eine Papier= 
patrone, an welcher die Zündung — Zündhütchen — angebracht sind, die 
aber vor der Ladung auf den Zündkegel gesteckt werden. 
Patronen, welche nicht mit einem Geschosse armirt sind, heißen blinde 
oder Platzpatronen; sie sind in Packeten von gelber Farbe verpackt, auf 
den beiden Seitenwänden sind die Buchstaben Bl. P. aufgedrückt. 
Die mit dem Geschoß bewaffneten Patronen nennt man scharfe; sie 
sind in blaue Kartonschachteln verpackt. 
Die Truppen der Infanterie fertigen — laboriren — keine Munition 
r. 
Die Uebungs-Patrone besteht aus einer Messinghülse mit einge- 
lötheter, nicht gefüllter Zündkapsel und einem cylindrischen Holzgeschoß. 
meh 
3. Munition der Artillerie. 
Die bayer. Artillerie führt Granaten, Brandgranaten und 
Büchsenkartätschen. 
Die Granate ist ein chlindrisches Hohlgeschoß mit eiförmiger Spitze, 
besteht aus einem eisernen, hohlen Kerne, in dessen Bogenspitze das Mund- 
loch mit dem Schraubengewinde sich befindet. 
Zur Seite des Mundlochs ist das Vorsteckerloch. 
Am walzenförmigen Theil hat der Eisenkern 4 Reife und 3 Einschnitte 
zum bessern Halt des Bleimantels. 
Die Granate enthält als Sprengladung: 
die 8 cm. Granate 160, die 9 cm. — 250 gr. Musketenpulver; 
daher wiegt die scharflaborirte (d. h. mit Sprengpulver geladene) 
8 cm. Granate 4,3, die 9 cm. — 6,6 Kilo. 
Die Brandgranate ist anstatt mit Sprengpulver mit Brandsatz 
gefüllt. Sie ist an der Bogenspitze 3 mal durchlocht; diese Löcher sind mit 
Korkstopfen, unter welchen etwas Pulver befindlich, geschlossen und mit 
einem Leinwandpflaster beklebt. Diese 3 Leinwandstreifen machen die Brand- 
granate als solche kenntlich. 
Das Unterscheidungszeichen der blindlaborirten Muniton (d. h. 
anstatt des Pulvers mit Erbsen oder Steinkohlengries geladen) ist äußerlich: 
1) ein Korkpropf anstatt der Zündschraube; 2) ein in der Nähe des Vor- 
steckerloches eingemeiseltes Andreaskreuz. 
Die Büchsenkartätschen sind aus Weißblech, und bei 8 em. mit 
48, 52,5 gr. schweren Zinkkugeln in 7, bei 9 cm. mit 41, 87,5 schweren 
Zinkkugeln in 6 Lagen gefüllt. An beiden Seiten ist die Kartätschbüchse 
mit einem Treibspiegel von Zink geschlossen, weshalb es gleich ist, mit 
welchem Ende sie vorausgeladen wird. Ihre richtige Lage im Rohre sichert 
ein in Mitte der Büchse angebrachter Wutlst. 
Die Pulverladung wird in Säckchen von Schafwolle in konischer 
Form gebracht und diese zugebunden. Die Patrone des 9 cm. mit Kolben- 
verschluß hat auf ihrem Boden einen Preßspahnboden aufgeleimt, dessen 
nach oben umgebogener Rand den vollständigen Gasabschluß des Spiel- 
raums am Kopfe des Verschlußkolbens bezweckt. 
Schuß-, Salutations= und Manöverpatronen sind in ihrer Beschaffen- 
heit ganz gleich; ja für den 8 cm. ist selbst die Ladung dieselbe, nemlich 
500 gr., während für den 9 cm. Schuß= und Salut-Patrone 620, die 
Manöverpatrone 500 gr. hat, « 
Reinhard, Heerwesen. 39 
 
	        
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