Full text: Mitteleuropa zur Zeit der Karolinger.

— XXV — 
zulassen. Eines Tages ritt sein eigener Sohn aus und traf einen Anführer der 
Latiner. Dieser forderte den Römer zum Zweikampfe heraus. Der junge Mann 
vergaß das Gebot seines Vaters, sprang vom Pferde und erschlug den Latiner. Als 
er mit der erbeuteten Rüstung heimkehrte, freuten sich die Soldaten seines Sieges. 
Sein Vater aber ließ ihn ergreifen und enthaupten, damit allen Römern offenbar 
werde, daß das Gesetz das Höchste für jeden Römer sei. 
4. Pyrrhus und Fabricius. 280 v. Chr. 
1. Pyrrhus besiegt die Römer. Die Römer wollten ihre Herrschaft auch über 
Unteritalien ausdehnen und gerieten so mit der Stadt Tarent in Streit. Diese 
rief den König Pyrrhus aus Nordgriechenland herbei. Mit einem auserlesenen 
Heere und 20 Elefanten stellte er sich den Römern entgegen. Siebenmal versuchten 
die Römer, seine Schlachtreihen zu durchbrechen, aber es gelang ihnen nicht. Als 
nun Pyrrhus seine Elefanten mit den mit Soldaten besetzten Türmen vorrücken 
ließ, wurden die Pferde der Römer scheu, warfen ihre Reiter ab und brachten Ver- 
wirrung hervor. So erlitten die Römer eine Niederlage. Die Leichen der gefallenen 
Römer lagen jedoch alle mit dem Kopfe gegen den Feind; sie waren im Kampfe, 
nicht auf der Flucht erschlagen worden. Ganz verwundert soll Pyrrhus ausgerufen 
haben: „Hätte ich solche Soldaten, so wäre die Welt mein.“ 
2. Fabricins vor Pyrrhus. Nach der Schlacht schickten die Römer — so be- 
richtet die Sage — den Fabricius zu Pyrrhus, die Gefangenen einzulösen. 
Fabricius war früher Konsul gewesen, aber doch einfach und arm geblieben. Pyrrhus 
hätte gern Frieden mit den Römern gemacht. Daher bot er dem Fabricius Geld 
an und sagte: „Ich weiß, daß du arm bist. Nimm so viel von meinen Schätzen, daß 
du reicher bist als die anderen Senatoren.“ Aber Fabricius sagte: „Ich brauche 
kein Geld.“ Am anderen Tage wollte Pyrrhus seinen Mut erproben. Während 
er sich mit ihm unterredete, ließ er heimlich einen Elefanten hinter das Zelt führen 
und dann plötzlich den Vorhang wegziehen. Der Elefant streckte seinen Rüssel mit 
furchtbarem Gebrüll gegen den Römer vor. Dieser aber sagte lächelnd: „So wenig 
mich gestern dein Geld lockte, so wenig erschreckt mich heute dein Elefant.“ Pyrrhus 
gab die Gefangenen nicht frei; dagegen erlaubte er ihnen, zu einem Feste nach Rom 
zu reisen, wenn sie versprächen, nach Beendigung des Festes zurückzukehren. Sie 
zogen fort, kehrten aber zur Verwunderung des Pyrrhus alle an dem bestimmten 
Tage zurück. 
3. Fabrieins und der Arzt. Im folgenden Jahre besiegte Pyrrhus noch einmal die 
Römer: aber sein Verlust war so groß, daß er ausgerufen haben soll: „Noch ein solcher Sieg, 
und ich bin verloren!“ Ein Jahr darauf stand ihm Fabricius mit einem Heere gegenüber. 
Da erhielt dieser — wie die Sage berichtet — vom Leibarzte des Königs Pyrrhus einen Brief, 
worin der Arzt sich erbot, den König gegen eine Belohnung zu vergisten. Fabricius aber machte 
dem Pyrrhus hiervon Anzeige, nannte jedoch den Namen des Berräters nicht. Berwundert 
rief Pyrrhus aus: „Eher könnte die Sonne von ihrer Bahn, als dieser Römer vom Pfade der 
Tugend abgelenkt werden.“ Zum Danke aber sandte er den Römern alle Gesangenen ohne 
Lösegeld zurück und ließ ihnen Frieden anbieten. Die Römer aber übersandten ihm die gleiche 
Anzahl Gefangener und ließen ihm sagen, nicht eher könnten sie Frieden schließen, als bis 
er Italien geräumt habe. 
4. Pyrrhus wird besiegt. Noch einmal kam es zur Schlacht. Pyrrhus hoffte, 
wieder durch seine Elefanten zu siegen. Aber die Römer waren darauf vorbereitet. 
v. Chr.
	        
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