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zulassen. Eines Tages ritt sein eigener Sohn aus und traf einen Anführer der
Latiner. Dieser forderte den Römer zum Zweikampfe heraus. Der junge Mann
vergaß das Gebot seines Vaters, sprang vom Pferde und erschlug den Latiner. Als
er mit der erbeuteten Rüstung heimkehrte, freuten sich die Soldaten seines Sieges.
Sein Vater aber ließ ihn ergreifen und enthaupten, damit allen Römern offenbar
werde, daß das Gesetz das Höchste für jeden Römer sei.
4. Pyrrhus und Fabricius. 280 v. Chr.
1. Pyrrhus besiegt die Römer. Die Römer wollten ihre Herrschaft auch über
Unteritalien ausdehnen und gerieten so mit der Stadt Tarent in Streit. Diese
rief den König Pyrrhus aus Nordgriechenland herbei. Mit einem auserlesenen
Heere und 20 Elefanten stellte er sich den Römern entgegen. Siebenmal versuchten
die Römer, seine Schlachtreihen zu durchbrechen, aber es gelang ihnen nicht. Als
nun Pyrrhus seine Elefanten mit den mit Soldaten besetzten Türmen vorrücken
ließ, wurden die Pferde der Römer scheu, warfen ihre Reiter ab und brachten Ver-
wirrung hervor. So erlitten die Römer eine Niederlage. Die Leichen der gefallenen
Römer lagen jedoch alle mit dem Kopfe gegen den Feind; sie waren im Kampfe,
nicht auf der Flucht erschlagen worden. Ganz verwundert soll Pyrrhus ausgerufen
haben: „Hätte ich solche Soldaten, so wäre die Welt mein.“
2. Fabricins vor Pyrrhus. Nach der Schlacht schickten die Römer — so be-
richtet die Sage — den Fabricius zu Pyrrhus, die Gefangenen einzulösen.
Fabricius war früher Konsul gewesen, aber doch einfach und arm geblieben. Pyrrhus
hätte gern Frieden mit den Römern gemacht. Daher bot er dem Fabricius Geld
an und sagte: „Ich weiß, daß du arm bist. Nimm so viel von meinen Schätzen, daß
du reicher bist als die anderen Senatoren.“ Aber Fabricius sagte: „Ich brauche
kein Geld.“ Am anderen Tage wollte Pyrrhus seinen Mut erproben. Während
er sich mit ihm unterredete, ließ er heimlich einen Elefanten hinter das Zelt führen
und dann plötzlich den Vorhang wegziehen. Der Elefant streckte seinen Rüssel mit
furchtbarem Gebrüll gegen den Römer vor. Dieser aber sagte lächelnd: „So wenig
mich gestern dein Geld lockte, so wenig erschreckt mich heute dein Elefant.“ Pyrrhus
gab die Gefangenen nicht frei; dagegen erlaubte er ihnen, zu einem Feste nach Rom
zu reisen, wenn sie versprächen, nach Beendigung des Festes zurückzukehren. Sie
zogen fort, kehrten aber zur Verwunderung des Pyrrhus alle an dem bestimmten
Tage zurück.
3. Fabrieins und der Arzt. Im folgenden Jahre besiegte Pyrrhus noch einmal die
Römer: aber sein Verlust war so groß, daß er ausgerufen haben soll: „Noch ein solcher Sieg,
und ich bin verloren!“ Ein Jahr darauf stand ihm Fabricius mit einem Heere gegenüber.
Da erhielt dieser — wie die Sage berichtet — vom Leibarzte des Königs Pyrrhus einen Brief,
worin der Arzt sich erbot, den König gegen eine Belohnung zu vergisten. Fabricius aber machte
dem Pyrrhus hiervon Anzeige, nannte jedoch den Namen des Berräters nicht. Berwundert
rief Pyrrhus aus: „Eher könnte die Sonne von ihrer Bahn, als dieser Römer vom Pfade der
Tugend abgelenkt werden.“ Zum Danke aber sandte er den Römern alle Gesangenen ohne
Lösegeld zurück und ließ ihnen Frieden anbieten. Die Römer aber übersandten ihm die gleiche
Anzahl Gefangener und ließen ihm sagen, nicht eher könnten sie Frieden schließen, als bis
er Italien geräumt habe.
4. Pyrrhus wird besiegt. Noch einmal kam es zur Schlacht. Pyrrhus hoffte,
wieder durch seine Elefanten zu siegen. Aber die Römer waren darauf vorbereitet.
v. Chr.