vorragende Rolle des Juden und von da aus auf den organischen Zusammen-
hang der jüdischen Pressearbeit auf dem Felde der Finanzwirtschaft, der
Finanzpolitik, der Außen- und Innenpolitik und des Internationalismus ge-
führt haben. Es konnte dann auch nicht fehlen, daß er im Juden den Reichs-
feind erkannt hätte.
Unter den verschiedensten Färbungen und Abstufungen, auf den gewun-
densten Wegen hat sich die jüdische und judaistische Presse, ohne Aus-
nahme und ohne Pause, ununterbrochen als Reichsfeind betätigt.
Jeder der Wege, den das politische Judentum irgendeiner seiner ver-
schiedenen Abstufungen zu gehen und zu führen bestrebt war, sollte und
mußte schließlich zu dem Ergebnis führen, das sich in der Novemberrepublik
schaudervoll verwirklichte.
Der jüdische Reichsfeind war überall in Deutschland vorhanden und bei
der Arbeit, in allen Parteien, in allen Berufen, in allen Schichten, unter allen
Masken, bisweilen auch ohne Maske. Man sah ihn, aber nicht als das Wesen,
welches erin Wirklichkeit war, und nicht als die Lebensgefahr, welche er für
das Volk und das Reich bedeutete.
Und die Zukunft des Reiches?
Die reichsfeindlichen Parteien pflegten dem Fürsten Bismarck unter
anderem den Vorwurf zu machen: er lenke den Reichswagen in so hals-
brecherischem Tempo über die gefährlichsten Pfade, daß früher oder später
er umwerfen müsse. Plötzlich werde ein neuer Kurs eingeschlagen — damit
war der Übergang vom Freihandel zum Schutzzoll gemeint —, ein Gesetz-
entwurf von größter Tragweite folge unvermittelt auf den anderen. Die
gesetzgebenden Körperschaften lasse der Reichskanzler überhaupt nicht
mehr zu Atem kommen bei diesem rasenden Tempo. Eine Katastrophe,
früher oder später, sei unvermeidlich. Sosprach man nicht allein unter den
geschworenen Gegnern und persönlichen Feinden des Kanzlers, sondern auch
am Hof und in jene ganzen großen Bezirken, die damals als die besten Kreise
bezeichnet wurden: Warum diese Eile?
Im Jahre 1870 war Bismarck ein Mann von 55 Jahren. Er wußte nicht,
wie lange ihm Kräfte und Zeit bleiben würden. Er konnte sterben, der alte
Kaiser Wilhelm konnte sterben. Wie dessen Nachfolger, der damalige Kron-
prinz Friedrich Wilhelm, regieren würde, stand dahin. Der Kronprinz war
aber während seiner langen Wartezeit politisch immer liberal gewesen und,
mochten auch seine Stimmung und jeweilige Ansicht wechseln, unter dem
dauernden starken und ständigen Einfluß seiner Gattin, der geborenen eng-
lischen Prinzessin; überhaupt konnte kein Zweifel darüber sein, daß der
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