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italienische zusammengenommen. Deutschland hatte 1911 615.000, Öster-
reich-Ungarn 393.000, Italien 243500, zusammen 1253 500, Rußland
1 380 000 als Friedensstand unter den Waffen.
Im Ausland sucht man die Vorstellung zu verbreiten, daß es die
steten Vergrößerungen des deutschen Hceres gewesen seien, die das
allgemeine Wettrüsten in Europa veranlaßt hätten. ODas trifft zu, inso-
fern nach unseren Siegen 1866 und 1870 alle anderen Staaten ihre Rü-
stungen verstärkten. Wie gering aber die deutschen Verstärkungen der
letzten 20 Jahre waren, ergibt folgende Tabelle:
Eingestellt wurden Eingestellt wurden
im Jahre Rekruten“ im Jahre Rekruten
1894 283200 1906 270 400
1898 267 900 1910 285 400
1904 262 600 1911 292 200
1905 282 100 1912 308 000
zeingeschlossen die Marine, die Einjährigen, die Volksschullehrer usw.
Erst im Jahre 1913 stieg die Zahl der Rekruten (immer Einjährige usw.
eingerechnet) auf 382 900. Diese starke Vermehrung wie schon die klei-
neren in den drei vorhergehenden Jahren wurden hervorgerufen durch die
überaus drohende Haltung, die Rußland an unseren Grenzen im Zu-
sammenhang mit den damaligen Balkanwirren cinnahm. Im Jahre 1913
gleichzeitig mit unserer Hceresverstärkung um ctwa 63000 ANekruten,
wurde das russische Rekrutenkontingent um 130000 Mann verstärkt,
und da gleichzeitig die Dienstzeit um ein halbes Jahr verlängert wurde,
so stieg die Friedenspräsenz von 1 380 000 um #70 000 auf 1850 0000
Mann. Oie deutsche Armeec zählte zu derselben Zeit, das Offizierkorps
(30000) cingerechnet, rund 790000 Mann, die durch eine weitere Erhö-
hung des Rekrutenkontingents im Herbst 1914 auf 661 175 Gemeine,
eingeschlossen Offiziere, Unteroffizierc, Freiwillige usw. also auf rund
830 000 vermehrt worden wären.
Betrachten wir nunmehr die drei verglichenen Heere unter dem Ge-
sichtspunkt des sogenannten Militarismus. Unter diesem Wort kann
man mancherlei verstehen; zunächst eine Inanspruchnahme der Volks-
kräfte, die die kulturelle Entwicklung wesentlich behindert. Am stärksten
ist das offenbar in Frankreich der Fall. Die Verbindung der aus-
nahmslosen allgemeinen Wehrpflicht mit der dreijährigen Oienstzeit
war ein Zustand, der auf die Daner für ein Kulturvolk schlechthin uner-
träglich ist. Noch einige Monate vor Ausbruch des Krieges besuchte
mich einmal ein Franzose und konnte sich nicht enthalten, seine ganze
Verzweiflung über dieses Gesetz zu offenbaren. ODie ganze französische