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beleidigender Brief des Zaren an den deutschen
Kaiser, das deutsche Bündnis mit Osterreich,
Deutschlands Friedensbedürfnis, Frankreichs Hal-
tung gegenüber Deutschland, das türlische Reich.“ ".
Bismarck: „Es wird Ihnen vielleicht von Nutzen scin
die folgenden Tatsachen zu wissen. Vor einiger Zeit
war meine Aufmerksamkeit auf den weiten Plan gerichtet
auf dem Rußland seine Reiterei, seiner westlichen
Grenze entlang aufstellte, genug für eine Armee von
400.000 Mann. Ich konnte nicht glauben, daß Rußland einen
Krieg gegen Deutschland im Schilde führe und ich kam schließ-
lich zu der Ansicht, daß entweder Oesterreich oder die Türkei
bedroht waren. Vielleicht war eine feindliche Alternative auch
gegen beide geplant. Ueberzeugt, daß Rußland sich eine Blut-
ader öffnen wollte, dachte ich, daß es für Europa weniger
gefährlich sein möchte, wenn die Türkei attackiert sein sollte,
als wenn Oesterreich die Zielscheibe sei, und ich tat demgemäß
mein Mögglichstes, die feindselige Strömung nach jener Rich-
tung abzuwenden. Bei den Unterhandlungen, die in diesem
*“/ Aus der Feder des verstorbenen Vizekönigs von Indien,
Lord Dufferin, ist in London ein Werk veröffentlicht worden,
in welchem der Verfasser seine Erlebnisse und Begegnisse mit
gekrönten Häuptern und berühmten Männern erzählt. Dufferin
kam um 5 Uhr nachmittags in Varzin an, und fand Bismarck
im Schlafrock allein dinierend. Bismarck war, wie er seinem
Besucher erzählte, eben von einem heftigen Gallenleiden genesen,
das ihm große Schmerzen verursacht hatte. „Der Schmerz,“
sagte er, „war so groß, daß ich am liebsten die vier Wände
meines Zimmers hinaufgeklettert wäre“. Dufferin wurde dann
rasch nach einem anderen Zimmer zum Essen mit Bismarcks
Sohne befördert; man gab ihm nicht Zeit, seine Hände
zu waschen, oder auch nur sein Zimmer zu betreten. Nach Tische
ließ Bismarck Dufferin zu sich bitten, und blieb 2 Stunden
mit ihm im töte 4 töte. Auch am folgenden Morgen sah
Dufferin noch den Kanzler.