Object: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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beleidigender Brief des Zaren an den deutschen 
Kaiser, das deutsche Bündnis mit Osterreich, 
Deutschlands Friedensbedürfnis, Frankreichs Hal- 
tung gegenüber Deutschland, das türlische Reich.“ ". 
Bismarck: „Es wird Ihnen vielleicht von Nutzen scin 
die folgenden Tatsachen zu wissen. Vor einiger Zeit 
war meine Aufmerksamkeit auf den weiten Plan gerichtet 
auf dem Rußland seine Reiterei, seiner westlichen 
Grenze entlang aufstellte, genug für eine Armee von 
400.000 Mann. Ich konnte nicht glauben, daß Rußland einen 
Krieg gegen Deutschland im Schilde führe und ich kam schließ- 
lich zu der Ansicht, daß entweder Oesterreich oder die Türkei 
bedroht waren. Vielleicht war eine feindliche Alternative auch 
gegen beide geplant. Ueberzeugt, daß Rußland sich eine Blut- 
ader öffnen wollte, dachte ich, daß es für Europa weniger 
gefährlich sein möchte, wenn die Türkei attackiert sein sollte, 
als wenn Oesterreich die Zielscheibe sei, und ich tat demgemäß 
mein Mögglichstes, die feindselige Strömung nach jener Rich- 
tung abzuwenden. Bei den Unterhandlungen, die in diesem 
*“/ Aus der Feder des verstorbenen Vizekönigs von Indien, 
Lord Dufferin, ist in London ein Werk veröffentlicht worden, 
in welchem der Verfasser seine Erlebnisse und Begegnisse mit 
gekrönten Häuptern und berühmten Männern erzählt. Dufferin 
kam um 5 Uhr nachmittags in Varzin an, und fand Bismarck 
im Schlafrock allein dinierend. Bismarck war, wie er seinem 
Besucher erzählte, eben von einem heftigen Gallenleiden genesen, 
das ihm große Schmerzen verursacht hatte. „Der Schmerz,“ 
sagte er, „war so groß, daß ich am liebsten die vier Wände 
meines Zimmers hinaufgeklettert wäre“. Dufferin wurde dann 
rasch nach einem anderen Zimmer zum Essen mit Bismarcks 
Sohne befördert; man gab ihm nicht Zeit, seine Hände 
zu waschen, oder auch nur sein Zimmer zu betreten. Nach Tische 
ließ Bismarck Dufferin zu sich bitten, und blieb 2 Stunden 
mit ihm im töte 4 töte. Auch am folgenden Morgen sah 
Dufferin noch den Kanzler.
	        
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