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wilde Tiere dar, aber man nahm auch Blumen und mitunter nur eine
geometrische Einteilung in Verwendung. Diese Bilder scheint man
Unsprünglich aus Pelzwerk ausgeschnitten und auf dem Schilde befestigt
zu haben. Die schwarze Farbe wird noch im 13. Jahrhundert ge-
wöhnlich mit Zobel bezeichnet; weiß ist „härmin“, rot heißt „kel“
Kehle, aufgesperrter Rachen, wie französisch gueules (pl.) noch heute
in der Heraldik die Bedeutung „rot“ behalten hat. Die üblichen
überhaupt zur Verwendung gebrachten heraldischen Farben sind Silber,
Gold, dann Weiß, das gewöhnlich dem Silber gleich geachtet wird,
Schwarz, Rot, Blau, Grün. Der Schild des Fürsten von Sachsen wird
im Turnei von Nantheiz (402 ff. folgendermaßen beschrieben: „Sin halbez
teil strifente Von zobel und von golde was; Daz ander stücke,
Als ich las, Erschein durchlinhtic wiz hermin Und waz von
rôöten kelen drin Geleit ein halber adelar“, d. h. der Schild war
in der Länge halbgeteilt und der eine Teil bestand aus schwarzen
und goldenen Schiefbalken, der andere hatte einen roten Adler in
weißem Felde. Diese Wappentiere erscheinen seit dem 13. Jahrhundert
auch auf den Siegeln der Fürsten, also auch der Markgrafen von
Meißen. Gewöhnlich lassen sich die letzteren schon seit Konrad dem
Großen geharnischt und zu Pferde abbilden. Auf diesem Bilde befindet
sich nun seit Heinrichs des Erlauchten Zeit in der Lehnsfahne oder im
Schildfelde der aufgerichtete Löwe, dessen Farbe zwar auf den Siegeln
nicht erkennbar ist, der sich aber später als schwarzer Löwe in goldenem
Felde zeigt. Wahrscheinlich hängt die Annahme dieses Wappens, das
zwar schon auf dem Grabdenkmal Albrechts des Stolzen zu Altenzelle,
aber wohl erst späterer Zeit entstammend, sich findet, mit der Er-
werbung Thüringens zusammen. Die Landgrafen von Thüringen
hatten den rot= und silbergestreisten Löwen, dessen erste Spuren in
Hermanms I. Zeiten um 1209 gefunden werden.
Mit dem Aufblühen des Ritterwesens ergab sich auch ein Auf-
schwung im Bau der ritterlichen Burgen während des 12. Jahr-
hunderts, die nun nicht mehr wie früher höchst einfach aus Lehm und
Holz zusammengefügt, sondern aus Stein gebaut wurden. Thüringen
und Sachsen waren reich an solchen Steinburgen, die die Jahrhunderte
überdauerten und heute noch wenigstens als Ruinen Zeugnis ablegen
von der einstigen Größe und von dem soliden zur Verwendung ge-