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angegangen, so wäre dies in der Begründung derselben
(siehe oben S. 49 f) sicherlich erwähnt worden. Es ist aber
darin kein Wort davon gesagt; die Päpste haben somit
“angefangen.“ —
Haben sonach die aus katholischen Familien hervorge-
gangenen Freimaurer (denn die protestantischen u. a. haben
sich um die Bullen der Päpste ja nicht zu kümmern) guten
Grund, antiklerikal zu sein, so sind sie darum noch lange
nicht antikatholisch und noch weniger antireligiös. Es hat
wiederholt katholische Geistliche gegeben, welche Freimaurer
waren (wir besitzen selbst ein langes Verzeichnis solcher) und
giebt vielleicht jetzt noch welche; jedenfalls aber giebt es in
romanischen Ländern massenhaft Freimaurer, welche so gut
katholisch sind, als es eine oppositionelle Stellung gegen-
über dem Papsttum nur gestattet, und vielfach kirchlichen
Brüderschaften angehören. Daß dies aber möglich ist,
könnten eben nur solche Leute bestreiten, die nicht wissen,
daß wiederholt geistliche Orden, sogar die Jesuiten, mit
dem Papsttum auf gespanntem Fuße gestanden sind (Sixtus WV.,
Alexander VII., Innocenz XI. und Alexander VIII. waren
entschiedene Gegner der Jesuiten und Clemens XIV. hob
den Orden auf).
Wenn es nun aber Freimaurer oder sogar Logen giebt,
von denen irreligiöse Ansichten geäußert werden, so ist dies,
neben den zahllosen Beispielen vom Gegenteil, nur der
großen Freiheit zuzuschreiben, welche der Freimaurerbund
in Folge seines Mangels an einem allgemein gültigen Ge-
setze und an einer gemeinsamen Disziplinargewalt, seinen
Gliedern gewähren muß. Der Bund thut, oder vielmehr
die Bünde, aus denen er besteht, thun redlich, was sie
können, indem sie durchweg durch ihre Statuten ihren
Gliedern vorschreiben, die Regierungen und die Kirchen,
unter und neben denen sie leben, zu achten, niemanden
einer ehrlichen Ansichten wegen anzufeinden und sich in