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Viele von ihnen starben 1561 als Blutzeugen des Christen-
tums in einem afrikanischen Negerreiche, das damals Mono-
motapa hieß. Die größte Macht aber erlangten sie in Süd-
amerika, wo sie aus den einheimischen Indianerzungen eine
allgemeine Sprache schufen, die durch ganz Brasilien verstanden
wird, in Paraguay aber einen großartigen Staat gründeten,
in welchem treffliche Ordnung und Gesetze herrschten. In
Nordamerika erforschten sie Canada und bauten Californien
an. ÜUberall aber hat man ihnen, und zwar meist von katho-
lischer, selbst päpstlicher Seite den Vorwurf gemacht, daß sie
ihre Erfolge einer Vermengung des Christentums mit den
Religionen der Völker, unter denen sie wirkten, verdankten. —
Es ist natürlich, daß bei allen diesen Unternehmungen
die Jesuiten, namentlich ihre Missionäre, namenlose Stra-
pazen zu erdulden hatten. Sie haben dieselben, sowie die
vielen Anfeindungen, die sie in Europa, teils unschuldig,
teils aber verdienter Weise erfuhren, mit großem Heldenmut
ertragen. Aber aus allen diesen und den vorher erwähnten
Thatsachen folgt mit Notwendigkeit, daß sie nur in fernen
Ländern unter Völkerschaften von geringerer Kultur, in
Europa aber nur in früherer Zeit eine wirkliche Aufgabe
erfüllen und erfüllten. Für Europa in der Gegenwart
sind sie auf allen Gebieten längst überholt und überflügelt.
Die katholische Kirche würde ohne sie und ihren Einfluß
eine viel höhere Reinheit und ehrfurchtgebietendere Stellung
einnehmen. In der Wissenschaft haben sie keinen einzigen
Namen aufzuweisen, der mit den heutigen Koryphäen auf
allen Gebieten, namentlich an den deutschen Universitäten,
von ferne wetteifern könnten. In der Krankenpflege sind
ihnen die Johanniter, die Diakonissinnen und die barmherzigen
Schwestern weit vorzuziehen. In der Politik haben sie in
der neuesten Zeit, wo sie auch waren, nur Verwirrungen
angerichtet, wenn auch daran mehr der Eifer ihrer Anhänger,
als der Orden selbst die Schuld tragen mag. Ihre laxe