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General Oliva den Ordensmann La Quintinye zurecht,
der über die schlimmen Folgen der Morallehren Busembaums
u. a. klagte, und die Jesuiten rühmten sich der leichten Ab-
solution in ihren Beichtstühlen (Döllinger und Reusch a. a.
O. S. 64). In der Lehre von der Beichte verfochten die
meisten jesuitischen Kasuisten die Ansicht, daß zur Lossprechung
die Attrition, d. h. die Reue aus Furcht vor der Hölle,
genüge und daß die Contrition, d. h. die Reue aus Liebe
zu Gott, nicht erforderlich sei, und der französische Jesuit
Tresse ging so weit, zu behaupten: Der Mensch sei nicht
verpflichtet, Gott zu lieben (was Alexander VIII. verdammte,
Döllinger und Reusch S. 79). Gegen den in Spanien,
dem Vaterlande des Ordens, fortwährend herrschenden Pro-
babilismus wagte der Jesuit Thyrsus Gonzalez de San-
talla seit 1670 in seinem Fundamentum theologiae moralis
aufzutreten, indem er bis zum rigorosen Tutiorismus vor-
schritt; aber der Gencral Oliva verweigerte die Erlaubnis
zum Drucke dreimal. Innocenz XI. nahm sich seiner an
und bewirkte sogar, daß er 1687 selbst General wurde.
Als er nun ein neues Buch gegen den Probabilismus schrieb,
suchten die Assistenten dessen Veröffentlichung zu hintertreiben;
aber Innocenz XII. gestattete sie. Gonzalez starb 1706,
geisteskrank in Folge der fortwährenden Angriffe seiner
Gegner.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts machte
der Probabilismus weitere Rückschritte, blieb aber unter
den Jesuiten vorherrschend, welche darüber mit anderen
Geistlichen, namentlich mit den Dominikanern, in beständigem
Streite lagen. Das Parlament von Paris ließ (1762)
163 moraltheclogische Werke von Jesuiten verbrennen.
Als der Jesuitenorden durch Clemens XIV. aufgehoben
wurde, setzte Alfons von Liguori (geb. 1696 bei Neapel,
gest. 1787, heiliggesprochen 1839, als Kirchenlehrer erklärt
1871), die Moraltheologie der jesuitischen Probabilisten fort