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(o sagt der von den Jesuiten selbst beauftragte Geschicht-
schreiber des Ordens, Crétineau-Joly, Original VI, 231);
ja noch mehr, er bewirkte ihre offizielle Anerkennung in der
Kirche, die so oft gegen sie gekämpft hatte! Denn der Aqui-
probabilismus Liguori's unterscheidet sich von dem eigentlichen
Probabilismus der Jesuiten nur in sehr geringem Maße,
ja beinahe gar nicht, und die heutigen Jesuiten und Jesuiten-
freunde feiern Liguori als echten Probabilisten. Er gestattet
die Zweideutigkeit, die Leugnung von Thatsachen mit Ge-
dankenvorbehalt und unter Umständen sogar den Meineid,
die geheime Schadloshaltung und die Freiheit vom Schaden-
ersatze (Döllinger und Reusch I. S. 443 ff.). Seine Lehre
ist 1879 auch von Leo XlII. bestätigt worden und der in
zahllosen Priesterseminarien eingeführte P. Gury steht
ganz auf Liguori's Schultern. Damit ist der Probabilismus.
d. h. der eigentliche Jesuitismus zur Kirchenlehre geworden-
Die Kirche hat dazu unzweifelhaft das Recht, — ob es zu
ihrem Heile dient, wird die Zukunft lehren. Der Staat
aber hat ebenso das Recht, diejenigen, die eine vom Stand-
punkte strenger Moral so verwerfliche Lehre in die Kirche
eingeschmuggelt haben, von sich fern zu halten und damit der
Kicche zu verstehen zu geben, daß er ihre ältere und bewährte
Sittenlehre der neu eingeführten vorziehe, die sich niemals
bewähren kann und wirdl ·