größten Ausdauer alles das befehdet und herabwürdigt, was
der deutschen Nation (als Ganzes genommen) teuer und
heilig ist. Es handelt sich dabei durchaus nicht um den
Protestantismus, obschon es die Jesuiten waren, welche ihn
im 16. und 17. Jahrhundert von neun Zehntel der Deutschen
auf die Hälfte herabgebracht haben. Es handelt sich auch
nicht um Mißkennung der Verdienste des Jesuitenordens
in Ausbreitung des Christentums, in manchen Zweigen der
Wissenschaft, in Armen- und Krankenpflege u. s. w. Es
handelt sich vielmehr um das System der Jesuiten, welches
erstens den Fortschritten der Wissenschaft im ganzen und
großen, zweitens der Gedankenfreiheit und drittens der
deutschen Kultur durchaus feindlich ist. Wir wollen hier
nicht von der Moral sprechen, in welchem Fache die meisten
derjenigen Jesuiten, die darüber mit Bewilligung der Oberen
geschrieben, dem unsittlichen Probabilismus huldigen, und
zwar deshalb nicht, weil der in allzu freier Ausdrucksweise
ihr System zeichnende Wahlspruch „der Zweck heiligt die
Mittel“ auch derjenige der meisten Nichtjesuiten und sogar
vieler Jesuitengegner ist. Es darf aber daran erinnert
werden, daß die Jesuiten die Urheber jenes päpstlichen
Syllabus sind, welcher alle Errungenschaften der neueren
Zeit, namentlich aber die Unabhängigkeit der Staaten und
die Gewissensfreiheit verdammt, daß sie noch heute am
Teufels-, Hexen- und Zauberglauben festhalten und daß sie
es sind, welche den ohnehin allzu materiellen Glauben des
ungebildeten Volkes durch den Herz-Kultus und andere
geistlose Gebräuche noch materieller und ideenloser zu ge-
stalten suchen. Um die Geschichte der Entstehung des
Jesuitenordens richtig zu würdigen, müssen wir einige Blicke
auf die allgemeine Geschichte der christlichen Völker vor
jenem Ereignisse werfen, ohne welche das letztere nicht völlig
verständlich wäre. —
Das Christentum fand bei seiner Einführung in Europa