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Menge verlassen. Umsonst waren drakonische Erlasse der
von den Bischöfen aufgestachelten Regierung, welche mit
Wasser- und Feuertod drohten. Der Landtag Osterreichs
wurde fast ganz protestantisch; in Steiermark, Kärnten und
Krain beförderte der Adel die neue Lehre eifrig, welche
stark überhand nahm. Ja, in Tirol artete die Neigung
zu derselben sogar in einen wilden, wiedertäuferisch gefärbten
Bauernaufstand aus, wurde aber auch, am frühesten in den
„Erblanden“, blutig und mit dem Scheiterhaufen unterdrückt.
Der in Böhmen fortglimmende Husitismus verwandelte sich
in entschiedenstes Luthertum, strebte aber mit eben solchem
Eifer, wie den Sieg der neuen Lehre, auch den der tsche—
chischen Sprache an.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts war in Osterreich
kaum mehr der zehnte, ja in Oberösterreich kaum der zwan-
zigste Teil der Bevölkerung noch katholisch. Klöster erteilten
sogar Stipendien an in Wittenberg studierende Landessöhne.
Es muß zwar bemerkt werden, daß der österreichische Pro-
testantismus einen beschränkten, undildsamen und buchstaben-
knechtischen Charakter trug. Doch schufen seine Organe viel
Gutes in den Gebieten des Unterrichtes und der Wohlthä-
tigkeit. Der schwäbische Humanist Nikodemus Frischlin
wirkte in Laibach segensreich, wenn auch nur kurze Zeit.
Ein Schlag für diese Bewegung war der Tod Kaiser
Maximilians II., welcher sie anfangs begünstigt, später aber
sich gegen sie gewandt hatte, ohne sie jedoch zu unterdrücken.
Die während seiner Regierung zurückgedrängten Jesuiten
errangen ihren frühern Einfluß von neuem und gingen nun
mit Hilfe des blendenden Apparates ihrer Predigten und
Bruderschaften, und unterstützt von den eifrigst katholischen
Erzherzogen und dem gelehrten und kunstsinnigen, aber den
Volksgeist nicht fassenden Kaiser Rudolf II. an die rück-
sichtlose Bekämpfung und Unterdrückung der Reformation.
Die Universität Wien wurde 1578 dem Protestantismus ge-