Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

das Tragen ihrer Ordenskleidung, entband sie vom Gehor- 
sam gegen ihren General und löste ihre Kollegien und Häuser 
insgesamt auf. Gegen den die Jesuiten durch einen Hirten- 
brief in Schutz nehmenden Erzbischof von Paris, Beaumont, 
leitete das Parlament einen Prozeß ein, während es zugleich 
Rousseau's Emil durch den Henker verbrennen ließ, gegen 
welches Buch derselbe Erzbischof ebenfalls einen Hirtenbrief 
geschrieben hatte. Als auch der Papst für die Jesuiten auf- 
trat, verdammte und unterdrückte das Parlament 1764 seine 
Breven. Da suchte der König durch einen tollen Wider- 
spruch den Streit zu beendigen; er kassierte alle Verfügungen 
des Parlaments gegen die Jesuiten, hob aber zugleich den 
Orden in Frankreich auf! 
Zunächst folgte Spanien. Karl III., der 1759 den 
Thron Neapels gegen den des Mutterlandes vertauscht hatte, 
war in seiner neuen Stellung von Männern umgeben, welche 
der Aufklärung anhingen und den französischen Minister 
Choiseul bewunderten. Der Genuese Grimaldi, ganz 
Choiseul's Werkzeug und ein Anhänger der Grundsätze 
Diderot's, war Minister des Auswärtigen. Ihm standen zur 
Seite der charakterfeste Schriftsteller Campomanes, der 
gebildete und patriotische Aranda, der im Staatskirchen- 
rechte bewanderte Figueroa, dann aber auch der egoistische 
Olavides und der schwankende Manino (später Graf von 
Florida-Blanca). Durchaus ein Mann des aufgeklärten 
Despotismus (doch nicht in Glaubenssachen), ließ sich Karl III. 
leicht gegen die Jesuiten, als die gefährlichsten Nebenbuhler 
jeder Macht, einnehmen, worin er sogar mit ausgezeichnet 
frommen Männern einig ging, wie z. B. mit dem Erz- 
bischof Palafox von Mezjiko, der die Jesuiten Amerikas ent- 
larvt hatte und für den nichtsdestoweniger die Heiligsprechung 
verlangt worden war. Sein Generalvikar hatte schon 1747, 
unter Beistimmung des Volkes, den Jesuiten, welche ohne 
Vorweisung von Vollmachten waren, die Beichte und die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.