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kirchlichen Asyle beschränkt, so auch die Censur, und für
päpstliche Breven das königliche Placet eingeführt. Den Unter-
richt in den Schulen erhielten statt der Kloster- die Welt-
geistlichen (damals ein Fortschritt!), und neue Seminarien
traten an die Stelle der jesuitischen. Im Jesuitencollegium
fand eine Anstalt für Okonomie und Industrie Platz. Zum
ersten Male wurden Volkszählungen angeordnet. Als aber
der König älter, den Einflüsterungen seines Beichtvaters zu-
gänglicher und gegen Aranda's Richtung mißtrauischer wurde
und als des Letztern Freund Olavides, geborener Peruaner,
als Generalintendant von Andalusien deutsche und andere
Kolonisten, ohne Auswahl noch Rücksicht auf ihre Befähigung,
nach der öden Sierra Morena lockte, unter welchen sich
auch Protestanten befanden, griff die Inquisition letztern
Punkt auf und hob, nachdem Aranda glücklich als Gesandter
nach Paris gebracht worden, einen Prozeß gegen Olavides
an, in welchem einer der Kolonisten, ein bairischer Kapuziner,
den Ankläger spielte. Olavides wurde 1776 als Ketzer in
das Gefängnis der Inquisition gesteckt, das Theater, welches
er, um den blutigen Stiergefechten entgegenzuarbeiten, in
Sevilla eingerichtet, geschlossen, nach längerer Unterbrechung
wieder Autos de fe gehalten, die Bannflüche gegen die Ketzer
wieder öffentlich verlesen, jeder Spanier über zehn Jahre
gezwungen, beizuwohnen und endlich Olavides nach zweijähriger
Haft zu einem öffentlichen Widerrufe gebracht. Er konnte
zwar der Einsperrung in ein Kloster durch die Flucht ent-
gehen, trat aber während der französischen Revolution aus
Furcht vor derselben freiwillig zur katholischen Orthodoxie
zurück. Aranda, von Paris aus, und Campomanes als
Minister wirkten zwar noch einige Zeit in bisheriger Weise,
wenn auch vorsichtig fort, namentlich für bessere Rechtspflege;
aber unter dem nächsten Könige Karl IV. ging es, nicht
ohne Mitwirkung des neuen Ministers Grafen von Florida-
Blanca, wieder rückwärts.