Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

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ziehung der päpstlichen Enklaven Benevento und Pontecorvo. 
Tanucci machte bekannt, der Papst sei nicht mehr als ein 
anderer Bischof, und das Pariser Parlament verfügte die 
Unterdrückung des Breves gegen Parma. Ja es gesellten 
sich noch andere Staaten der Bewegung bei. Der Groß— 
meister von Malta vertrieb die Jesuiten ebenfalls, Venedig 
verdammte die Abendmahlsbulle und Modena hob Klöster 
auf. 
Nun regten sich auch Osterreich und das katholische 
Deutschland. Josef II., Mitregent seiner Mutter, und 
der mächtige Kaunitz waren ohnedies Gegner der Jesuiten 
und ihres Beschützers Clemens XIII., und ähnlicher Ansicht 
war auch van Swieten, der Ratgeber der Kaiserin, so 
daß sich Maria Theresia bestimmen ließ, die bis dahin 
vom Papste und den Bischöfen in der Lombardei ausgeübten 
Rechte über Personen und Güter der Geistlichkeit einer 
eigenen Oberbehörde in Mailand zu übertragen, die Geist- 
lichkeit zum Verkauf aller seit 1722 erworbenen Güter an- 
zuhalten und die Appellation nach Rom abzuschaffen. Zu 
derselben Zeit war in Deutschland ein Kirchenrechtslehrer 
aufgetreten, welcher im wesentlichen alles, was in den Ländern 
bourbonischer Fürsten und in Portugal gegen die kirchliche 
Hierarchie unternommen worden, in ein System brachte. Es 
war Johann Nikolaus von Hontheim, Weihbischof von 
Trier, gerade so alt wie das Jahrhundert, welcher im Jahre 
1765 unter dem Pseudonym „Justinus Febronius“ das Werk 
„des tatu praesenti ceclesiac et legitima potestate Romani 
pontificis“ (in Bouillon) herausgab. Die weltlichen 
Regierungen katholischer Länder und ihre zahlreichen An- 
hänger, d. h. damals alle Gebildeten weltlichen und sehr 
viele geistlichen Standes begrüßten das „Evangelium des 
liberalen Katholizismus“ mit Jubel; in Portugal wurde 
eine besondere Ausgabe davon veranstaltet; der Spanier 
Campomanes berief sich in allen seinen kirchenrechtlichen
	        
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