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das Werk Josef's II. im Vereine mit den jesuitenfeindlichen
Regierungen Südeuropa's; der Kaiser hatte persönlich
mit Choiseul, Aranda und Pombal korrespondiert, und
Maria Theresia, wenn auch ungern, mußte sich fügen.
Die Intriguen des Erzbischofs von Wien, Migazzi, scheiterten,
und die Kasuisten der Gesellschaft Jesu wurden in Osterreich
verboten. Es war hohe Zeit, den Bestand der katholischen
Kirche zu retten; denn wenn der neue Papfst nicht gegen
die Jesuiten eingeschritten wäre, so hätten die Regierungen,
welche sie bereits vertrieben hatten, ohne Zweifel sofort oder
bald ihre Länder von der römischen Kirchenhoheit losgerissen.
Ganganelli hatte daher bei seiner Wahl den angedeuteten
Schritt zusagen müssen, begann aber seine Wirksamkeit mit
anderen Reformen, z. B. mit Abschaffung des Verlesens
der Abendmahlsbulle und Zurücknahme des Breves gegen
Parma, wodurch er jene Regierungen zu beschwichtigen und
sich den Schritt zu ersparen hoffte, für den er die Rache
der Jesuiten fürchtete. Aber es half nichts; Frankreich er-
klärte Avignon und Venaissin und Neapel Benevento und
Pontecorvo zu behalten, bis das Verlangte erfüllt sein
würde. Ganganelli mußte gehorchen. Er schloß 1772 das
römische Seminar, dann die übrigen Kollegien des Kirchen-
staates, und erließ endlich am 23. Juli, beziehungsweise
19. August 1773 das welthistorische Breve „Dominus c
redemptor noster,“ durch welches der Orden aufgehoben
wurde. Man sah es als Klugheit oder gar Arglist an,
daß die wichtigsten Beschuldigungen gegen die Jesuiten in
dem Breve übergangen wurden. Es waren dies: das despo-
tische System und die mechanische oberflächliche Methode
im Schulunterricht, die Herrschaft des Ordens durch affiliierte
Laien in allen Ländern, Orten und Ständen, das Spionier-
wesen in der Beichte und deren Mißbrauch, dessen sich die
Bäter notorisch schuldig machten, die in ihren Schriften ge-
lehrte schlechte Moral und ihr reich begüterter, blindgehor-