Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

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(Betrachtungen) Loyola's betrifft, auf welche jeder Jesuit das 
ganze Leben hindurch jährlich wenigstens acht, der Novize 
aber 30 volle Tage verwenden muß, so lassen wir über 
sie die trefflichen Worte eines neueren Geschichtschreibers 
sprechen:) 
„Das ganze Buch ist ein psychologisches Meisterwerk. 
Mit wahrer Virtuosität beherrscht es das menschliche Herz, 
seine verborgensten Beweggründe, seine feinsten und seine 
gröbsten Empfindungen. Die höchsten Ideen wie die sinn- 
lichen Instinkte des Menschen werden in den Dienst der 
Absichten des Verfassers gestellt, die darauf hinauslaufen, 
die Seele Gott, d. h. der katholischen Kirche gänzlich zu 
unterwerfen. Kein Mittel ist dabei vergessen, und am 
wenigsten die äußerlichen: wie die genaue schriftliche Auf- 
zählung der Sünden und ihre häufig wiederholte Beichte 
durch den Schüler; die Erregung der Einbildungzskraft bis 
zur Herbeiführung von Hallucinationen; vollständige Zwie- 
gespräche des Gläubigen mit seiner eigenen Seele und seinem 
eigenen Gewissen, sowie mit Christus, der Jungfrau und 
den Heiligen; die Verpflichtung, moralischen Schmerz und 
Selbstverachtung zu empfinden und Thränen zu vergießen: 
glühende Gebete, die jedesmal dem behandelten Gegenstande 
angepaßt sind; das deutliche Bild des gekreuzigten Jesus, sowie 
die Hölle mit allen ihren Martern.“ Der Schüler wird 
um Mitternacht geweckt, es werden ihm Ekelette vorgehalten, 
wenn er düster, Blumen überreicht, wenn er mild gestimmt 
werden soll. Gewisse Stellungen und Geberden werden 
ihm vorgeschrieben; Fasten und Geißelungen fehlen nicht 
dabei. Das Ziel von allem dem aber ist die völlige willenlose 
Unterwerfung unter die römische Kirche. Die Kirchenväter, 
Thomas von Aquino und die Lieblingstheologen der Jesuiten 
*) Philippson, Westeuropa, Einleitung S. 56 f. Exercitia spiritu- 
alia Sancti Patris Ignatii, explicata per R. P. Jacobum Noct S. I. 
Ed. 2. Dilingae 1689.
	        
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