Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

— 7 — 
nicht nur weil er die Ehrfurcht verdienende Würde der Kirche 
beeinträchtigt, sondern weil er ihr unermeßlichen und stets 
zunehmenden, teils öffentlichen, teils geheimen Abfall zuzieht, 
so daß die Zeit vorauszusehen ist, für Jeden nämlich, der 
nicht blind sein will, in welcher die katholische Kirche nur 
noch aus einer Partei bestehen und keinen Anspruch mehr 
darauf haben wird, als die zur Allgemeinheit bestimmte 
Eine Heerde unter Einem Hirten verehrt zu werden. Darauf 
hin arbeiten die Jesuiten, darauf hin mit ihnen ihre gegen 
alle ihnen unbequemen Thatsachen blinden und tauben An- 
hänger. Würden daher die Behörden Deutschlands und der 
Schweiz die Verbannung des Jesuitenordens aufheben, so 
würden sie damit anerkennen, daß der in der Kirche sich immer 
breiter machende jesuitische Geist der wahre Geist des 
Katholizismus und berechtigt sei, die Kirche zu regieren. 
Ja, die Mehrheit eines Deutschen (II) Reichstages hat 
diese Anerkennung, in teils bewußter, teils unbewußter Un- 
kenntnis der Geschichte, bereits ausgesprochen. Glücklicher 
Weise aber steht der Vollzug dieses undeutschen Beschlusses 
auf weitem Felde. Halten aber jene Behörden die Ausweisung 
der Jesuiten aufrecht, — auch ohne deshalb den Jesuitismus 
verbannen zu können, so verweigern sie damit jene Aner- 
kennung und brandmarken das Jesuitentum als das, was es 
ist, als einen Ausfluß der Unduldsamkeit, Verfolgung und 
Herrschsucht, kurz als eine Erscheinung, welche nicht nur keine 
Berechtigung im heutigen Staatsleben hat, sondern nicht 
einmal eine solche in der katholischen Kirche haben sollte. 
Man wird uns wahrscheinlich einwenden, die katholische Kirche, 
welche den Jesuitenorden hoch halte, werde am besten wissen, 
was zu ihrem Heile diene. Dem ist zu entgegnen, daß der 
zufällige heutige Stand der Dinge nicht als ein für alle 
Zeiten gültiger anzuerkennen ist. Ein edler Papst hat vor 
120 Jahren den Jesuitenorden verurteilt und aufgehoben. 
Die beiden unter dem letzten Papste vor dem jetzigen als
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.