die durchaus unchristliche Lehre: „Jedermann ist ver-
pflichtet, sich selbst mehr als den Nächsten zu lieben“
(Pars I. No. 221), und die Thatsache besteht trotz alledem,
daß nicht nur wenigstens achtzehn gelehrte Jesuiten beinahe
wörtlich und dem Sinn nach vollkommen den Grundsatz ver-
teidigen, daß der Zweck die Mittel heilige, sondern ihrer
wenigstens ein halbes Hundert, wo nicht weit mehr, und
zwar mit Genehmigung ihrer Oberen, diesen Grundsatz in
Ansehung aller, auch der schwersten Verbrechen in die Praxis
einzuführen bestrebt waren und daß die Jesuiten auch heute
noch, wie Gury zeigt, mit Ausnahme des Mordes dieselben
Lehren aufrecht erhalten. Es ist zwar zu bemerken, daß
diese „Moralisten“ die Verbrechen, die wir oben nannten,
und noch fernere, die uns zu weit führen würden, nicht
immer absolut erlauben, sondern sehr subtil in jedem ein-
zelnen Falle die Gründe für und gegen die Gestattung an-
führen und schließlich sich bald für und bald gegen dieselbe
aussprechen; allein da sie in jedem Falle auch Gründe für
die Erlaubnis anführen, so kann der Verbrecher nach dem
Grundsatze des Probabilismus dieselben stets als Ent-
schuldigungsgrund gebrauchen!
Uns ist psychologisch anfaßbar, daß die Ultramontanen
sich nicht schämen, eine solche Gesellschaft mit der ehrwürdigen
katholischen Kirche solidarisch zu erklären und durch dick und
dunn zu verteidigen. Wahrlich, es ist weit wichtiger, daß
eine solche Gesellschaft aus civilisierten Staaten fern gehalten,
als daß ihr zulieb die absolute Vereinsfreiheit, von der man
doch gegenüber Sozialisten und Anarchisten auch Ausnahmen
macht, aufrecht gehalten werde! Die frechste Behauptung,
die man sich denken kann, ist aber die, daß die Jesuiten
Nechfolger Jesu seien. Jesus verurteilte ganz klar und ein-
ach alle Verbrechen ohne Ausnahme; die Jesuiten dagegen
beginnen zwar stets damit, ein Verbrechen „im Allgemeinen
und an sich“ zu verbieten, gestatten dann aber hintendrein