Full text: Die Jesuiten, deren Geschichte, Verfassung, Moral, Politik, Religion und Wissenschaft.

— 78 — 
hängen, zu verteidigen! Denselben Grundsatz verfochten 1869 
die Jesuiten Gerhard Schneemann und Clemens Schrader. 
Bekannt ist, daß der berühmte Jesuitenprediger Pater Roh 
die Toleranz mit den unflätigsten Beschimpfungen über- 
häuft hat! — An ihren Früchten soll man sie erkennen! 
Wie sich die Jesuiten zur staatlichen Schule verhalten, 
weiß man schon aus dem Auftreten der ihnen ergebenen 
Partei. Gury sagt aber ausdrücklich, daß es für Katholiken 
eine schwere Sünde sei, ihre Kinder in nichtkatholische o der 
gottlose Schulen zu schicken, oder sie nichtkatholischen oder 
gottlosen oder sittlich verdorbenen Lehrern zu überlassen. 
Als Taufpathen schließt Gury „Ketzer“ und Leute von 
schlechten Sitten und übelm Ruf in einem Atem aus. Seine 
Meinung von den gemischten Ehen ist die der Ultramon- 
tanen überhaupt und wie die meisten Ansichten dieser Par- 
tei mit dem konfessionellen Frieden in einem paritätischen 
Staate unverträglich. 
Die Jesuiten haben aber niemals danach gefragt, ob 
ihre Lehren mit der Staatsordnung vereinbar seien, sondern 
stets gegen jede Regierung gearbeitet, die sich ihnen nicht 
blindlings ergab. Darum haben auch sämtliche Jesuiten, 
welche über Politik schrieben, die Frage, ob man einen 
Tyrannen töten dürfe, bejaht. Dabei ist aber wohl zu be- 
merken, daß sie unter einem Tyrannen niemals einen solchen 
verstehen, der zum Vorteile ihres Ordens regiert, und wäre 
er noch so blutig und grausam, träte auch noch so keck die 
Gerechtigkeit in den Staub, — sondern stets nur einen 
solchen, welcher nicht nach dem Willen der Kirche oder 
speziell der Jesuiten lebt, also einen aufgeklärten Monarchen, 
wäre auch seine Regierung noch so mild. Der Jesuit 
Rainold erklärte ausdrücklich die „ketzerischen“ Fürsten für 
die ärgsten Tyrannen. Der Jesuit Mariana sagte da- 
rüber: „wir untersuchen nicht, was die Menschen thun, 
sondern was die Gesetze der Natur erlauben, und nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.