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hängen, zu verteidigen! Denselben Grundsatz verfochten 1869
die Jesuiten Gerhard Schneemann und Clemens Schrader.
Bekannt ist, daß der berühmte Jesuitenprediger Pater Roh
die Toleranz mit den unflätigsten Beschimpfungen über-
häuft hat! — An ihren Früchten soll man sie erkennen!
Wie sich die Jesuiten zur staatlichen Schule verhalten,
weiß man schon aus dem Auftreten der ihnen ergebenen
Partei. Gury sagt aber ausdrücklich, daß es für Katholiken
eine schwere Sünde sei, ihre Kinder in nichtkatholische o der
gottlose Schulen zu schicken, oder sie nichtkatholischen oder
gottlosen oder sittlich verdorbenen Lehrern zu überlassen.
Als Taufpathen schließt Gury „Ketzer“ und Leute von
schlechten Sitten und übelm Ruf in einem Atem aus. Seine
Meinung von den gemischten Ehen ist die der Ultramon-
tanen überhaupt und wie die meisten Ansichten dieser Par-
tei mit dem konfessionellen Frieden in einem paritätischen
Staate unverträglich.
Die Jesuiten haben aber niemals danach gefragt, ob
ihre Lehren mit der Staatsordnung vereinbar seien, sondern
stets gegen jede Regierung gearbeitet, die sich ihnen nicht
blindlings ergab. Darum haben auch sämtliche Jesuiten,
welche über Politik schrieben, die Frage, ob man einen
Tyrannen töten dürfe, bejaht. Dabei ist aber wohl zu be-
merken, daß sie unter einem Tyrannen niemals einen solchen
verstehen, der zum Vorteile ihres Ordens regiert, und wäre
er noch so blutig und grausam, träte auch noch so keck die
Gerechtigkeit in den Staub, — sondern stets nur einen
solchen, welcher nicht nach dem Willen der Kirche oder
speziell der Jesuiten lebt, also einen aufgeklärten Monarchen,
wäre auch seine Regierung noch so mild. Der Jesuit
Rainold erklärte ausdrücklich die „ketzerischen“ Fürsten für
die ärgsten Tyrannen. Der Jesuit Mariana sagte da-
rüber: „wir untersuchen nicht, was die Menschen thun,
sondern was die Gesetze der Natur erlauben, und nach