— 8 —
verbindlich erklärten Dogmen von der unbefleckten Empfängnis
Marias und von der Unfehlbarkeit des Papstes sind inner-
halb der katholischen Kirche bis zu ihrer Verkündigung streitig
gewesen, und in früheren Zeiten sind ihre Anhänger wieder-
holt der Ketzerei beschuldigt worden. Die katholische Kirche
hat demnach nicht immer Eines und dasselbe zu ihrem Heile
als förderlich erachtet, sondern verschiedene Wandlungen
durchgemacht. Es muß daher dem Staate das Recht gewährt
werden, diesen Wandlungen, soweit sie seine Interessen
berühren, ein Halt zuzurufen und nicht zuzugeben, daß eine
Gesellschast, welche Grundsätzen huldigt, die bei allgemeiner
Anerkennung alle Grundlagen der öffentlichen Ordnung und
Sittlichkeit untergraben müßten, bald geduldet, bald bevor-
zugt und bald verdammt werde, sondern fürzusorgen, daß
sie für immer verbannt bleibe.
Der Verfasser hätte an die Herausgabe dieses Büchleins
nicht gedacht, wenn nicht, wie bereits angedeutet, gerade
gegenwärtig in „katholischen“ Versammlungen statt anderer
Fragen, welche der Kirche förderlicher wären, neben dem
Rufe nach Wiederherstellung der weltlichen Gewalt des Papstes,
derjenige nach Rückkehr der geistlichen. Orden den meisten
Lärm verursachte. Jenen ersten Ruf halten wir für durch-
aus fruchtlos und berücksichtigen ihn nicht weiter, so anmaßend
es auch von Deutschen, Schweizern, Franzosen, Belgiern rc.
ist, über die staatliche Zugehörigkeit eines Teiles des italienischen
Volkes verfügen zu wollen, welcher die päpstliche Herrschaft
gar nicht haben will. Anders ist es mit den Orden. Gegen
die Duldung eigentlicher Klöster von Männern sowohl als
Frauen, haben wir unter gewissen Einschränkungen nichts
einzuwenden; denn schrankenlos ist auch die Freiheit der
Weltkinder nicht und darf es nicht sein. Aber es wäre
immerhin möglich, daß mancherlei Einflüsse auch für die
Jesuiten Freiheit erlangen könnten. Wir vermöchten jedoch
eine Freiheit dieses Ordens nicht für heilsam zu halten