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die komisch wäre, wenn man sie nicht vielmehr traurig
nennen müßte. Die Sache erhält aber ihre abstoßende
Spitze erst dadurch, daß das „Sacré coeur“ in Frankreich
der Revanche dient und zum Kampfe gegen Deutschland
angerufen wird! In Paris und in Innsbruck erscheinen
besondere Zeitschriften zu Ehren des „heiligen Herzens."
Die sog. Mai-Andachten sind auch eine Erfindung der Je-
suiten und arten in eine förmliche Abgötterei Maria's aus.
Ein ausgetretener Jesuit schreibt über den jesuitischen
Kultus: „Die Jesuiten haben im allgemeinen die Er-
habenheit und Würde des katholischen Kultus arg ge-
schädigt; die pompöse und meist unsinnige Ausstaffierung
ihrer Kirchen und ihres Gottesdienstes macht auf jeden
unbefangenen Zuschauer den Eindruck dummstolzer Ziererei
und selbstgefälliger Koketterie; das ist's auch im Grunde.
Sie wollen es nur allen Anderen zuvorthun, Alles in ihre
Kirchen locken und fesseln und dabei den Ruhm des glän-
zendsten Gottesdienstes haben . . . dadurch wird freilich
nicht so sehr Gott, als ihnen selbst gedient .
Die Musik in den Jesuitenkirchen ist das Trivialsie und
Abgeschmackteste, was es geben kann und der grellste Gegen-
satz zum Ernst und zu der Würde altkirchlichen Gesanges.
Papst Gregor und Masstro Palestrina würden sich die Haare
ausraufen über den himmelschreienden Unfug
In ihren religiösen Ubungen dulden die Jesuiten, wie
Graf Hoensbroech (S. 20 ff.) zeigt, nur spezifisch je fuitische
Frömmigkeit. „Der Novize bekommt nur von Jesuiten ge-
schriebene Andachtsbücher in die Hände; nur Heiligenleben
aus dem Jesuitenorden darf er lesen... Aus jesuitischer
Denk= und Schreibart klingt. das bekannte Wort:
Ich danke dir, o Herr, daß ich nicht bin wie die übrigen
Menschen! ... Die Frömmigkeits-Auffassung eines Indi-
viduums, des Ignatius von Loyola, soll allen Gliedern
seines Ordens auf= und eingeprägt werden.“