Full text: Das glücklichste jahrhundert bayerischer Geschichte 1806-1906.

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schrieb Westenrieder aus Gastein seine Briefe, 
ohne zu ahnen, daß die Tage der bayerischen 
Herrschaft über das schöne Tal gezählt seien. 
Nicht altbayerische, sondern fränkische, pfälzische 
und schwäbische Territorien dienten zur Vergröße— 
rung und Abrundung des Königreichs. Von 
diesen hatten die Pfälzer zwar seit dem Beginn 
des 13. Jahrhunderts dieselbe Dynastie, aber bis 
1777 eine von den Bayern sehr disparate Ent- 
wickelung gehabt, ja nicht selten waren sich die 
Vettern feindlich gegenübergestanden. Auch die 
Reichsstädte Augsburg und Nürnberg und die 
hohenzollerischen Fürstentümer in Franken hatten 
in dem bayerischen Herzogtume meistens keinen 
befreundeten Nachbarn erblickt. Der heidnische 
Bogenschütze, den Holbein d. ä. auf seinem Mar- 
tyrium des hl. Sebastian in die bayerischen Farben 
gekleidet hat, ist sinnbildlich für die überwiegende 
Stimmung, die in den Reichsstädten früher gegen 
Bayern herrschte. Daß man dort der Vereinigung 
mit Bayern, das überdies bis vor kurzem als 
Hort der finstersten Rückständigkeit galt, entgegen- 
jubeln und die vorgeschriebene weiß-blaue Kokarde 
mit Begeisterung tragen würde, war nicht zu 
erwarten. Aber es waren keine üblen Zeichen
	        
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