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heiligen Schriften, daß die ganze Kirche Gottes Christi von Got-
tes Sohne belebter Körper ist; die Glieder jenes Körpers aber..,
die Alle, welche glauben. Wie die Seele dem Körper Leben und
Bewegung verleiht, der durch sich selbst lebenskräftig nicht bewegt
werden kann, so bewegt das Wort den ganzen Körper, die Kirche,
sie selbst und die einzelnen zu ihr gehörigen Glieder bewegend
und leitend, so daß sie ohne das Wort Nichts thun.“ Die Kirche
Gottes aber, als die Regiererin dieser Welt, sondert sich in zwei
Sphären, in zwei geschiedene Gebiete, in das geistliche und in
das weltliche, wie dies das sechste Pariser Concil (829) mit den
Worten ausdrückt: „Wir wissen, und es ist uns von den heiligen
Vätern überliefert worden, daß der Körper der ganzen heiligen
Kirche Gottes in zwei über alle hervorragende Personen, Prie-
sterthum und Königthum, getheilt ist.“ „Zwei Swert,“ sagt hier-
mit übereinstimmend der Sachsenspiegel (B. I. Art. 1) „liess
Got in ertriche zu beschirmene die cristenhept. Deme babste ist
gesaczt daz geistliche. deme keisere daz weltliche. — Daz ist die
bezeichenunge. waz deme babste wider sie des her nicht mit
geystlichem gerichte geiwingen mag. daz ez der keyser mit werlt-
lichem gerichte twinge, deme babste gehorsam zu wesene. So
sal ouch. sin geystliche gewalt helfen deme werltlichen gerichte
ab ex sin bedarf.“ Beide Gewalten, geistliche wie weltliche, sind
daher göttlichen Ursprunges, beide dazu bestimmt, zu wirken, daß
der Wille Gottes auf Erden geschehe. Jede von beiden hat gött-
liche Vollmacht in ihrer Sphäre, jede von beiden ist berechtigt,
Gehorsam innerhalb derselben zu fordern „um Gottes Willen“,
denn dem Rechte des Herrschens entspricht die Pflicht des Gehor-
sams und der Gehorchende erfüllt Gottes Willen, indem er sich
von dem leiten läßt, welchen Gott zu seiner Leitung bestellt hat.
Gottes Wille wird gehindert, wenn der Anstalt, die er zur Re-
gierung seines Reiches bestimmt, Gehorsam verweigert wird. Da-
her wird auch vder Gehorsam, die willige Unterwerfung unter die
rechtmäßige Obrigkeit, vielfach als die erste und vorzüglichste
christliche Tugend gepriesen. So heißt es in den Ertravaganten