Full text: Die katholischen Interessen und Die Deutsche Frage in Preußen.

thörichter Menschen zum Schweigen bringt, als solche, die 
frei sind, aber nicht als solche, welche zum Deckmantel der 
Bosheit die Freiheit mißbrauchen.“ 
Gleicherweise sprachen die zu Wien versammelt gewesenen öster- 
reichischen Bischöfe: 
„Die mächtigste Lockstimme der Verführung ist der Ruf 
nach Freiheit. Wohl ein edles Gut im rechten Sinne, 
und der Kirche Gottes von jeher theuer! Denn wer hat 
schmerzlicher als sie im Verlaufe ihres 1800jährigen Be- 
standes den Druck ungerechter Tyrannengewalt empfun- 
den? Drei lange Jahrhunderte hindurch schwamm, wie 
einst Mosis Binsenkorb auf dem Nilflusse, ihre Wiege auf 
einem Strome von Blut, der sie verschlingen sollte. Aber 
glaubensvoll wandte sie das Wort ihres Herrn zu Pila- 
tus: (Joh. 19, 11.) „Du hättest keine Gewalt über mich, 
wäre sie dir nicht von oben gegeben,“ auch auf ihr Ver- 
hältniß zur heidnischen Staatsgewalt an und eben darum 
weil sie, auf Gottes heilige Weltregierung vertrauend, 
nicht sich selbst mit Gewalt Recht verschaffte, sondern die 
Art und Stunde ihrer Befreiung dem Herrn, dem Gerech- 
ten und Allmächtigen überließ, deßhalb ward auch in die- 
sem Sinne das andere Wort des Herrn an ihr erfüllt: 
(Luk. 12, 32.) „Fürchte dich nicht, du kleine (unschein- 
bare) Heerde, denn es hat dem Vater gefallen, dir das 
Reich zu geben.“ 
„In ihrem unerschütterlichen Glauben an Gottes all- 
mächtige und weise Weltregierung, ohne die kein Haar 
von unserem Haupte fällt, wurzelt daher die Grundlehre 
der katholischen Kirche von dem Gehorsam der Christen 
gegen die von Gott gesetzte Obrigkeit. Aus dem Munde 
der Apostel bewahrt und predigt sie das Wort: „Seid 
unterthan jeder menschlichen Ordnung (Staatseinrichtung)
	        
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