Full text: Die katholischen Interessen und Die Deutsche Frage in Preußen.

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verpflichtet; auch hat nicht Preußen den Erbfeind ins Reich ge— 
rufen, sondern er kam ungerufen, und Baiern war es, das seine 
Heere bis Böhmen geleitete. Der siebenjährige Krieg war ein 
Krieg der Vertheidigung, ein Krieg für rechtmäßig erworbenen 
Besitz und geführt theilweise gegen den Reichsfeind, Frankreich. 
In dem baierischen Successionskriege socht Preußen nicht gegen 
den Kaiser als solchen, sondern gegen den König von Ungarn 
und Böhmen, der ein Reichsland dem rechtmäßigen Erben zu ent- 
ziehen versuchte, und der Fürstenbund war gegen denselben Mo- 
narchen gerichtet, der seine kaiserliche Würde zur Vergrößerung 
seiner Hausmacht mißbrauchen wollte. Der baseler Friede ist eine 
Schmach für den, der ihn geschlossen, aber den Untergang des 
Reiches hat nicht er verschuldet, sondern die Gründung des Rhein- 
bundes, und an diesem Verrathe an Kaiser und Reich, an dieser 
ehrlosen Felonie trägt Preußen keine Schuld. Mit der Thronent- 
sagung Kaiser Franz II. war das deutsche Reich vernichtet, alles 
Unterthänigkeits= und Gehorsamsverhältniß gegen dasselbe aufge- 
hoben, die Fürsten des Reiches wurden vollkommen unabhängige 
Obrigkeiten. Seitdem giebt es keine deutsche höchste Obrigkeit 
mehr, sondern nur einen völkerrechtlichen Verein deutscher Staa- 
ten, und die Bewohner dieser Staaten sind jeder nur seinem 
Fürsten, Niemand anders, zu Treue und Gehorsam verpflichtet. 
Wie berechtigt und rühmlich daher auch das Streben darnach sei, 
die Gemeinschaft der deutschen Länder enger zu schürzen und über 
die einzelnen Staaten eine gemeinsame höchste Obrigkeit zu setzen, 
so berechtigt dieses Streben dennoch niemals dazu, dem Staate, 
der Regierung den Gehorsam aufzukündigen, gegen sie die Treue 
zu verletzen, wenn sie dieses Streben nicht im vollen Maaße theilt 
oder zu theilen scheint; es berechtigt uns Preußen namentlich 
nicht, diesem Streben die Selbstständigkeit, die mit dem Blute und 
der harten Arbeit unserer Väter erworbene europäische Stellung 
unseres Vaterlandes zu opfern. Müssen wir es daher schon als 
nicht erlaubt ansehn, wenn preußische Staatsbürger, nur allein 
von der Sehnsucht nach der Einheit des großen deutschen Vater- 
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