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landes getrieben, gegen das eifern, was sie preußischen Partiku-
larismus nennen, was aber das berechtigte Widerstreben ist,
Preußen als ein Ingredienz in den Topf zu werfen, in welchem
der Brei deutscher Einheit gekocht wird, so müssen wir eine viel
schärfere Rüge gegen die aussprechen, welchen die deutsche Sache
zur Maske dient, um ihre wahre Absicht zu verhüllen, den Unter-
gang Preußens, sei es aus blindem Stammehaß, sei es, weil
sie einsehen, daß nur die große konsolidirte Masse Preußens das
Hinderniß ist, ihre Umwälzungspläne in Deutschland ins Werk
zu setzen; eine viel schärfere Rüge, weil sie, wenn Preußen, nicht
in guter Absicht und einer vermeintlich höheren Pflicht wegen, die
Treue gegen das Vaterland verletzen, sondern ein gutes, löbliches
und ehrenwerthes Streben, eine große und gute Sache zum Deck-
mantel für ehrlose Untreue und für Verrath an König und Va-
terland mißbrauchen. Auch das Wirken für die Sache der Ein-
heit Deutschlands ist nur so lange und so weit vom katholischen
Standpunkte aus gestattet, als es ohne Verletzung der Pflicht
gegen die rechtmäßige Obrigkeit und gegen das preußische Vater-
land geübt werden kann; ein Verbrechen aber ist es vom religiö-
sen Gesichtspunkte aus, wenn Bewohner einer preußischen Pro-
vinz drohen, sich von dem Verbande der Monarchie zu trennen,
wenn Preußen sich nicht in das große Deutschland auflösen lasse,
wir sagen, es ist eine Sünde, weil wir zur deutschen Einheit
wohl Sympathien haben, weil der Wunsch nach ihr wohl ein
patriotisches Hochgefühl ist, hervorgegangen aus dem Bewußtsein
der Zusammengehörigkeit mit unseren deutschen Brüdern in
Sprache, Recht, Sitte und Bildung, weil wir jedoch der deutschen
Sache nicht durch Eid und Pflicht verbunden, weil sie keine
Obrigkeit ist, der wir Gehorsam schulden; unserem Könige und
dem preußischen Vaterlande aber sind wir zur Treue, zum Ge-
horsam verpflichtet und müssen daher, wollen wir als Christen
und den Geboten der Kirche gemäß handeln, der Erfüllung dieser
Pflicht selbst jene edle Sehnsucht opfern.