Full text: Bismarcks Staatsrecht.

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im Staatsministerium gehabt, welche bei unterbrochener eigen= 
händiger Beteiligung an den laufenden Geschäften dennoch in 
langjähriger Amtstätigkeit dem Lande nicht dieselbe Summe von 
Diensten geleistet haben, wie E. E. allein in der Zeit des 
Oktober v. Js. (Gemeint sind die Verhandlungen mit Kaiser 
Wilhelm I wegen Unterzeichnung des deutsch=österreichischen Bünd= 
nisses.) In diesen und anderen Vorkommnissen von politischem 
Schwergewicht, wie die kirchliche Gesetzgebung, die Reformen 
unseres Steuerwesens, kurz in allen größeren prinzipiellen Fragen 
ist das Gewicht Ihres Namens und Ihrer Person nicht so leicht 
zu ersetzen, wie Sie annehmen. E. E. werden mir darin Recht 
geben, wenn Sie auch nur den Versuch machen wollten, den 
Nachfolger zu nennen, den ich dem Könige vorschlagen könnte. 
Der Versuch, ähnlich wie früher z. Zt. Camphausens, einem der 
anderen Minister die Vertretung im Präsidium zu übertragen, 
würde, wie ich fürchte, sofort weitere Personalkrisen im Gefolge 
haben. Gleichgültig, auf welchen von unseren Kollegen die 
Allerhöchste Wahl fiele: die Ernennung des Einen würde, wie 
ich fürchte, mit Sicherheit den Austritt Anderer zur Folge haben. 
Ich bin E. E. aufrichtig dankbar für das freundliche Wohl= 
wollen und die Offenheit, welche auch aus dieser für mich nicht 
erfreulichen Mitteilung zu mir sprechen, und in Rechnung auf 
diese Gefühle hoffe ich keine Fehlbitte zu tun, wenn ich E. E. 
dringlich ersuche, wenigstens in diesem Augenblicke keinen Ent= 
schluß zu fassen und denselben mindestens bis nach persönlicher 
Rücksprache zwischen uns zu verschieben. Es liegen augenblick= 
lich nur solche Geschäfte vor, welche sich durch schriftliches Votum 
abmachen lassen, wie namentlich die Herstellung der Vorlagen 
für den Landtag, und diese, soweit E. E. sie dem Ressortminister 
nicht anheim geben wollen, lassen sich auf dem Wege der 
Korrespondenz erledigen, so daß ich mir mit der Hoffnung 
schmeichle, daß Sie selbst auf die Entscheidung nicht drängen 
werden. Wenn E. E. dabei, wie Sie sagen, die persönliche 
Freudigkeit fehlt, so kann ich Ihnen das sehr nachempfinden; 
ich kenne dies Gefühl seit fast 10 Jahren nicht mehr, sondern
	        
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