Full text: Bismarcks Staatsrecht.

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den mechanischen Vorschriften der Verfassung, so unentbehrlich 
diese sind, und nicht allein auf den Abstimmungsregeln für den 
Bundesrat. Diesen Punkt hat Fürst Bismarck einmal mit dem 
allergrößten Nachdruck betont. 
„Das einige Handeln beruht auf vertraulicher Verständigung, 
die undenkbar ist, wenn ein Bundesfürst sich mit Ministern um= 
gibt, welche grundsätzlich entschlossen sind, dem Reiche nichts zu 
geben, als was nach dem Buchstaben der Reichsverfassung un= 
vermeidlich ist.“ 
Im allgemeinen hat Bismarck das berechtigte Selbstgefühl 
der deutschen Fürsten stets geschont und verteidigt. Hiervon gibt 
die Reichstagssitzung vom 17. November 1871 ein anschauliches 
Bild, als bei der zweiten Lesung des Gesetzes, betreffend die 
„Ausprägung von Geldmünzen", der Abg. Graf Münster be= 
antragte, daß auf die Rückseite der Geldstücke nicht, wie vor= 
geschlagen, das Bildnis der einzelnen Landesfürsten, sondern 
stets das Bildnis des Kaisers geprägt werden solle. Dem An= 
trage widersprach Bismarck energisch, indem er unter anderem 
ausführte: „Wenn einer von Ihnen eine Überzeugung hat, 
sei sie auch mehr theoretischer als praktischer Bedeutung, wie 
diese, der Graf Münster Ausdruck gegeben hat, so hält nichts ihn 
ab, aufzutreten und dieser Überzeugung in Gestalt eines Antrages 
praktische Geltung zu geben. Die Folgen davon, wieviel sorgfältig 
gesponnene Fäden dadurch zerreißen, sind ihm vollkommen gleich= 
gültig, und wenn er darauf aufmerksam gemacht wird, von 
dieser Stelle, so ist er berechtigt, zu antworten: das geht mich 
nichts an, ich rede nach meiner Überzeugung! Nun ich habe 
auch persönliche Überzeugungen und muß ihnen häufig Gewalt 
antun, und wenn ich es nicht täte, so würden wir in Frieden 
nicht so weit gekommen sein, wie wir gekommen sind. Wir Leute 
der Regierung haben nicht das Recht, beliebig nach unserer Über= 
zeugung zu verfahren, sondern wir müssen uns die Wirkung ver= 
gegenwärtigen, die die ausgesprochene Überzeugung auf die po= 
litischen Dinge hat. . . .  Wäre ich immer nach meiner Überzeugung 
gegangen, so würden wir vielleicht noch dastehen, wo wir vor
	        
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