Full text: Bismarcks Staatsrecht.

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auch noch heute die Basis meiner Politik. Diese Gesinnung — ich 
hoffe nicht, daß sie mit mir ausstirbt, aber so lange ich lebe, wird 
es einen Royalisten und einen sicheren Diener des Kaisers geben. 
Der Herr Vorredner sagt, ich hätte dem Volk das Ohr des 
Kaisers verschlossen. Glauben Sie doch nicht, daß der Kaiser ein 
Mann ist, der sich die Ohren zuhalten läßt von einem andern; 
der Kaiser kennt vollkommen die Situation, kennt vollkommen 
die Gefahren, die ihm von der extremen Entwicklung des Libera= 
lismus drohen, er hat mit zu offenen Augen die 85 Jahre seines 
Lebens die Verhältnisse beobachtet. Außerdem haben Sie ja das 
große Sprachrohr hier; warum —, anstatt meine Person zu kri= 
tisieren, stellen die Herren denn nicht Anträge öffentlich? Sie 
könnten eine Adresse an Se. Majestät beantragen, Sie könnten 
einen Antrag hier einbringen, der Kaiser möge diesen unheilvollen 
Kanzler, der seine Ohren dem Volke verschließt, entlassen. Ich 
will den Antrag mit Vergnügen befördern, will einer der Herren 
eine Adresse einreichen, ich will sein Introdukteur sein, Sie sollen 
meiner Unterstützung nicht entbehren, wenn Sie glauben, daß 
der Kaiser die Wahrheit nicht erfährt. Ja, in der öffentlichen 
Presse da macht sich das ganz schön, „das Ohr des Kaisers dem 
Volke verschließen“. Der Kaiser liest die Verhandlungen, — da 
reden Sie doch nicht davon, daß ich dem Kaiser das Ohr ver= 
schließe; so weit reicht meine Macht nicht“ 
Die Stellung des Kaisers zu Krieg und Frieden kam 
nach Bismarcks Tode in der öffentlichen Meinung eingehend zur 
Erörterung gelegentlich der chinesischen Wirren. Unter den be= 
züglichen Preßäußerungen war ein Artikel des „Berliner Tage= 
blatt“ besonders beachtenswert. Obwohl diese Auslassung zeitlich 
über den Rahmen unseres Buches hinausgeht, wollen wir doch, 
abschließend, den nachstehenden Passus folgen lassen. 
„Wenn eine Kriegserklärung an China zu erlassen wäre, 
die formell nicht erfolgt ist und auch schwer erfolgen konnte, weil 
man nicht wußte, an welchen Adressaten sie abgehen sollte, so 
wäre es für den Kaiser geboten, die Zustimmung des Bundes= 
rates hierfür einzuholen. Es könnte auf den ersten Blick scheinen,
	        
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