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macht!) — Also dann sind Sie ja mit mir einverstanden, daß
das ein unwahrer Vorwurf ist, den Sie mir gemacht haben.
Was fesselt mich denn überhaupt noch an diesen Platz, wenn es
nicht das Gefühl der Diensttreue und des Vertreters des Königs
und der Königlichen Rechte ist? Viel Vergnügen ist dabei nicht.
Ich habe in früheren Zeiten meinen Dienst gern und mit Passion
getan und mit Hoffnungen getan; die Hoffnungen haben sich
zum großen Teil nicht verwirklicht.
Ich war damals gesund, ich bin jetzt krank; ich war jung,
ich bin jetzt alt und was hält mich hier? Ist es denn ein Ver=
gnügen, hier zu stehen wie der „Auff“ (Uhu) vor der Krähen=
hütte, nach dem die Vögel stoßen und stechen und der außer=
stande ist, sich frei zu wehren, — sich ganz gegen persönliche
Injurien und Verhöhnungen auszusetzen, die in wohlverklausu=
lierten zweistündigen Reden eingeflochten sind, gegen unartiku=
lierte Unterbrechungen sich zu verteidigen? Ein Vergnügen ist
das wahrhaftig nicht. Wenn ich im Dienste des Königs nicht
wäre, und wenn mich der König heute in Gnaden entlassen würde,
so würde ich von Ihnen mit Vergnügen und auf Nimmerwieder=
sehen Abschied nehmen.
Wir haben, wie ich schon erwähnte, vor der Verfassung
und seitdem die Erfahrung gemacht, wie werbend das König=
tum bei uns wirkt. Und wirklich, wenn wir auf die Zukunft
anderer Länder in Europa und um uns blicken, sollten wir
alles, was bei uns niet= und nagelfest ist, was feststeht, was wie
eine Burg aussieht, das sollten wir doch schonen und pflegen.
Und also, lassen Sie dem König doch seinen werbenden Cha=
rakter, gönnen Sie ihm doch, daß er aus dem ministeriellen In=
kognito heraustritt und direkt zu dem Volke spricht. Im Elsaß
machen wir wenig Fortschritte zu meinem Bedauern —, aus
dem Grunde, weil wir uns dort an die Pariser und nicht
an die früheren Franzosen wenden. Das sind zwei Nationen,
die in ganz Frankreich getrennt leben. Die Pariser im Elsaß
werden wir nie gewinnen, die Bevölkerung werden wir gewinnen.
Aber was hat denn am meisten dort bisher gewonnen und ge=