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Sprache vernachlässigt und nicht gelehrt werde, daß der Lehrer,
dessen Schulkinder Fortschritte in der deutschen Sprache ge=
macht haben, von seinem Geistlichen keine günstige Zensur be=
kommt. — —
Diese politische Agitation lebt vielleicht nur von der Gut=
mütigkeit des Staates. Aber die Herren müssen diese Gutmütig=
keit nicht überschätzen, ich kann Ihnen sagen: sie ist zu Ende, und
wir werden wissen, was wir dem Staate schuldig sind. Sie
werden mit weiteren Anträgen und Klagen, wie man mir sagte,
kommen zu Gunsten der polnischen Sprache; wir werden Ihnen
mit Gesetzesvorlagen zu Gunsten der Beförderung der deutschen
Sprache entgegentreten, auch für die Provinz Posen. Wir halten
es für ein Bedürfnis, daß jeder Staatsbürger in die Lage ge=
setzt werde, sich das Urteil über die Regierung, die über ihm
steht, selbst zu bilden; und dazu ist erforderlich, daß die deutsche
Sprache mehr wie bisher gefördert und das Verständnis dafür
in weiteren Kreisen eröffnet werde, und das Unterrichtsgesetz und
alle Vorlagen, die wir Ihnen machen werden, müssen von dieser
Tendenz beseelt sein. Wir haben lange gewartet, wir haben
hundert Jahre gewartet auf die Ergebnisse eines anderen Ver=
fahrens.
Was nun die Gegner dieser Gesetzesvorlage auf konservativer
Seite betrifft — —, so geht der eine ihrer Gründe dahin, daß
man der jetzigen Regierung in einem gewissen Grade trauen
könne, aber was für Nachfolger könne sie haben? Da muß
ich bitten, verfallen Sie doch nicht in diesen Fehler, den Sie
der Opposition sonst vorgeworfen haben, daß man die Regierung
wie ein schädliches Tier behandeln müsse, das nicht eng genug
angebunden werden könne. Dadurch beschränken Sie die Freiheit
der jetzigen Regierung. Jeder Tag hat seine eigenen Sorgen,
und wenn eine andere Regierung kommt, dann glaube ich nicht,
daß diese Regierung in Preußen je so beschaffen sein kann, daß
sie mit dem Staate nun abfährt in die gottlose und heidnische
Welt, die der Herr Abg. Windthorst uns geschildert hat; sie wird
immer eine monarchische Regierung bleiben müssen.