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hältnisse des Reiches möglichst wenig erschütternden Weise aus
diesem jetzigen Zustand in einen annehmlicheren zu gelangen.
Es wird dies ja schwerlich anders geschehen können, als auf
dem Wege der Gesetzgebung und zwar auf dem Wege einer
allgemeinen Reichsgesetzgebung, zu welcher die Regierungen ge=
nötigt sein werden, die Beihilfe des Reichstages in Anspruch
zu nehmen.
Daß aber diese Gesetzgebung in einem für die Gewissens=
freiheit durchaus schonenden, in der zurückhaltendsten, zartesten
Weise, im schonendsten Wege vorgeht, daß dabei die Regierung
bemüht sein muß, sorgfältig alle die unnötigen Erschwerungen
ihrer Aufgabe zu verhüten, die aus unrichtigen Berichterstattungen,
aus dem Mangel an richtigen Formen hervorgehen können, das
werden Sie mir zugeben, daß die Regierungen bemüht sein
müssen, die Richtigstellung unseres inneren Friedens auf die für
die konfessionellen Empfindungen, auch solche, die wir nicht teilen,
schonendste Weise herbeizuführen, werden Sie mir zugeben. Dazu
gehört vor allen Dingen, daß auf der einen Seite die römische
Kurie jederzeit nach Möglichkeit gut unterrichtet sei über die
Intentionen der deutschen Regierungen und besser unterrichtet
sei, als man es bisher gewesen ist. Ich halte für eine der her=
vorragendsten Ursachen der gegenwärtigen Trübungen auf kon=
fessionellem Gebiete die unrichtige, entweder durch eigene Auf=
regung oder durch schlimmere Motive getrübte Darstellung über
die Lage der Dinge in Deutschland und die Absichten der deutschen
Regierungen, die an Se. Heiligkeit den Papst gelangt sind.
Ich hatte gehofft, daß durch die Wahl eines Botschafters,
der von beiden Seiten volles Vertrauen hatte, einmal in bezug
auf seine Wahrheitsliebe und Glaubwürdigkeit, dann in bezug
auf die Versöhnlichkeit seiner Gesinnungen und Haltung, daß die
Wahl eines solchen Botschafters, wie sie Se. Majestät der Kaiser
in der Person eines bekannten Kirchenfürsten getroffen hatte, in
Rom willkommen sein werde; daß sie als ein Pfand unserer
friedlichen entgegenkommenden Gesinnungen aufsgefaßt, daß sie
als eine Brücke der Verständigung benutzt werden würde; ich