Elsaß-Lothringen.
Am 23. August 1870 richtete der frühere preußische Minister=
präsident Freiherr v. Manteuffel aus Crossen die nachstehenden
Zeilen an den Grafen Bismarck:¹⁶⁴)
„Ew. Exzellenz bitte ich, diese Zeilen, welche, wie ich voraus.
bemerke, auf Antwort keinen Anspruch machen, ungelesen in den
Papierkorb zu werfen, wenn über einen eventuellen Friedens=
schluß schon feste Entscheidung gefaßt ist, oder wenn Ew. Exzellenz
die Ansichten anderer oder speziell der meinigen über diesen Punkt
zu vernehmen nicht für angemessen halten. Die, wie mir scheint,
sehr große Schwierigkeit, zu einem Friedensschlusse zu gelangen,
scheint mir auf zwei Seiten zu liegen. Einmal handelt es sich
darum, solche Bedingungen zu finden, welche irgend ein in Frank=
reich etabliertes Gouvernement einzugehen im stande ist und
welche doch zugleich unsere berechtigten Forderungen befriedigen,
ohne einen Einspruch der europäischen Mächte zu provozieren,
und zweitens kommt es darauf an, den verschiedenen Teilnehmern
des Krieges ein ihren Leistungen entsprechendes Äquivalent zu
gewähren, also mit anderen Worten, die Spolien zwischen dem
Norddeutschen Bunde, Bayern, Württemberg und Baden gerecht
zu verteilen.
Ich gehe nun von der Voraussetzung aus, daß 1. nach dem
Kriege und durch den Frieden ein größeres deutsches Gemein=
¹⁶⁴) efr. Denkwürdigkeiten des Ministerpräsidenten Otto Frh. v. Manteuffel.
Herausgegeben von H. v. Poschinger. III, pag. 375—377. Berlin 1901. Ernst
Siegfried Mittler & Sohn.