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Gebrauche nur mit der Reserve hingebe, daß es durchaus nicht
meine Absicht ist, sie etwa meinerseits durch Teilnahme an den
Verhandlungen durchzuführen. Übrigens sind meine Gedanken
und Gebete bei unserer Armee, bei der sich auch mein einziger
Sohn befindet. Seit neun Tagen sind wir ohne Nachricht von
ihm. Gott schütze ihn.
Entschuldigen Ew. Exzellenz, daß ich mir erlaubte, durch
diese Zeilen Ihre Aufmerksamkeit auf Augenblicke in Anspruch
zu nehmen.“
Graf Bismarcks Antwort, d. d. Reims, 8. September 1870,
lautete:
„Ew. Exzellenz wollen mir verzeihen, daß ich erst jetzt Ihr
gefälliges Schreiben vom 23. v. Mts. beantworte. Gerade in
der Zeit, in welcher ich dasselbe empfing, drängten sich die Er=
eignisse, welche auch Ihr Herz mit Dank gegen Gott erfüllt
haben, so rasch und in solchen Verhältnissen, daß es kaum mög=
lich war, auch nur den Forderungen des Augenblicks gerecht zu
werden. Ich ergreife aber den ersten Moment, der frei ist, um
Ew. Exzellenz meinen aufrichtigen Dank für Ihre gütigen Zeilen
zu sagen und Ihnen zugleich auszusprechen, wie sehr ich im
wesentlichen mit den von Ew. Exzellenz dargelegten Auffassungen
einverstanden bin, wenngleich ich in einzelnen Stücken eine ab=
weichende Ansicht nicht verhehlen will.
Über die künftige Gestaltung von Deutschland selbst hege ich
so wenig Besorgnis, wie Ew. Exzellenz es tun. Die Mainlinie
ist meines Erachtens durch das Bündnis, welches sich in der
Stunde der Gefahr über Verhoffen bewährt hat, und durch die
jetzige Waffenbrüderschaft für alle praktischen Zwecke der Ver=
teidigung Deutschlands nach außen bereits überschritten. Es
unterliegt auch für mich keinem Zweifel, daß, wie Ew. Exzellenz
sagen, „unter irgend welchen Formen“ die Vereinigung der
deutschen Staaten ihrer weiteren Reife entgegengehen wird.
Ew. Exzellenz werden meine Schen begreifen, vor der Ent=
scheidung von dem Preise des Sieges zu sprechen, aber für den
Fall, daß der Sieg unseren Fahnen, was Gott verleihen möge,