Full text: Bismarcks Staatsrecht.

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sterium für Elsaß=Lothringen in einer Person umschlingt. Dabei 
kommt das Land oder der Reichskanzler zu kurz, und der ganze 
Ausdruck des Regierungsgedankens wird ein unrichtiger, indem 
der faktische Schwerpunkt nicht da liegt, wo die Verantwortlich= 
keit gesucht wird. Es wird ja dann also, wenn ich in diesem 
Bestreben fortfahre, auch die Frage zur Entscheidung kommen: 
nicht ob, sondern in welcher Weise die ministerielle Leitung für 
Elsaß=Lothringen sich gestalten wird. 
Die Schwierigkeit ist die, daß Seine Majestät der Kaiser, 
der die landesherrlichen Rechte im Namen der verbündeten Re= 
gierungen in Elsaß=Lothringen ausübt, die Residenz nach dem 
regierten Lande nicht dauernd hinzulegen vermag und doch das 
Bedürfnis hat, von seinem Minister für Elsaß=Lothringen oder 
seinen Ministern, wenn man sich dergleichen mehr denkt, Vortrag 
zu erhalten. 
Der Herr Vorredner irrt insofern tatsächlich, wenn er sagt, 
daß ein Ministerium für Elsaß=Lothringen gegenwärtig nicht 
vorhanden wäre und daß es errichtet werden würde. Es ist 
vorhanden; es fragt sich nur: kann man es nach Straßburg 
verlegen, oder ist es notwendig an Berlin und an den Aufent= 
halt Sr. Majestät des Kaisers gebunden? Ich will diese 
Frage durchaus nicht zum Nachteil der Bestrebungen des Herrn 
Vorredners vorentscheiden. Es hat ja seine großen Schwierig= 
keiten im Verkehr, wenn der Landesherr von dem verantwort= 
lichen Minister so getrennt ist, daß die mündlichen Vorträge zu 
den Ausnahmen gehören; unmöglich ist es aber in keiner Weise. 
Es läßt sich ja die Wahl der Person so denken, daß dieselbe 
sich eines ganz ausnahmsweisen Vertrauens bei dem Träger 
der landesherrlichen Rechte, Sr. Majestät dem Kaiser, erfreut 
und die Korrespondenzen deshalb seltener oder, wenn nicht 
seltener, doch ausreichend sind, um den mündlichen Verkehr 
vollständig und wirksam zu ersetzen. Aber ich bitte Sie nur zu 
glauben, daß alle die Pläne, die mir von verschiedenen Seiten 
gebracht worden sind, Statthalterschaften zu etablieren, meines Er= 
achtens die Sache nicht lösen, der Lösung nicht um ein Haar breit
	        
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