Full text: Bismarcks Staatsrecht.

55 
im Bundesrat führt und als der Vertreter der Bundesregierungen 
vorzugsweise vor dem Reichstage die Dinge zu vertreten hat — 
wenn er diese Eigenschaften in sich vereinigt, so ist dadurch 
eine Lage gegeben, bei der Sie viel eher sich im preußischen 
Ministerium erkundigen können: verliert Ihr auch nicht die 
Fühlung mit dem Reichskanzler? als daß Sie Veranlassung 
haben, den Reichskanzler zu fragen: verlierst Du auch nicht die 
Unterstützung des preußischen Ministeriums? . . . Ich kann 
deshalb nach dieser ganzen Lage der Dinge versichern, daß mein 
Bleiben in dem jetzigen preußischen Kabinett, in der Eigenschaft 
als Mitglied, wenn auch nicht als Vorsitzender, doch beweist, 
daß mein Entschluß sich nicht geändert hat, dieses preußische 
Ministerium gerade in derselben Weise mit meinen Kräften zu 
unterstützen, als ob ich sein Vorsitzender wäre. — Darüber kann 
ich die ganz bestimmte Versicherung geben, daß das mein Wille 
und meine Absicht ist, nur mit etwas weniger Arbeit als früher, 
und ich muß leider sagen, mit etwas weniger unfruchtbarer 
Arbeit wie früher. Mein Gewicht im Ministerium wird dadurch, 
daß ich von den formellen Arbeiten und von der formalen Ver= 
antwortlichkeit erlöst bin, immer nach wie vor darauf begründet 
sein, ob es mir dauernd gelingt, das Vertrauen der Mehrheit 
meiner Herren Kollegen mir zu bewahren, und Sie können ganz 
gewiß darauf rechnen — und darin steht mein Entschluß ganz 
fest —, daß, wenn dieser Wechsel in den Personalverhältnissen 
des Ministeriums einen Wechsel in der Richtung und in einer 
meiner früheren Politik feindlichen Richtung bedeutet hätte, 
keine Macht der Welt mich hätte bewegen können, meine Ante= 
zedentien von zehn Jahren zu verleugnen und, nur etwa um 
auswärtiger Minister zu bleiben, diesem selben Kabinett anzu= 
gehören, und so lange ich diesem angehöre, können Sie mit 
Sicherheit darauf rechnen, ist das der Beweis, daß dieser Weg, 
diese Richtung, in der Hauptsache nicht verlassen wird.“ 
Als sodann der Abgeordnete Dr. Virchow darauf hinwies, 
daß möglicherweise einmal zum Schaden des preußischen Staates 
ein nichtpreußischer Reichskanzler aus einem anderen Staate
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.