Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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6. Verkehr. Ein Blick auf die Eisenbahnkarte zeigt, daß die Haupt- 
eisenbahnlinien, die aus Süden nach Sachsen kommen, entweder die Elbe entlang 
oder durch das Vogtland gehen, da sie das hohe Erzgebirge schwer überschreiten 
können. Schon im Mittelalter führten auch die großen Handelsstraßen durch das 
Vogtland, so die Straße von Nürnberg nach Leipzig und die von Bayern über 
Chemnitz nach Dresden, die sich in Plauen mit der aus Böhmen kommenden 
vereinigte. Heute schlagen die Eisenbahnen ungefähr dieselben Wege ein. So 
kann man das Vogtland als Durchgangsland bezeichnen. In der Leichtigkeit 
des Verkehrs ist der Grund dafür zu suchen, daß das Vogtland ein so bedeuten- 
des Industriegebiet geworden ist. Die Eisenbahnen bringen Wolle, Baumwolle, 
Holz, Eisen usw., kurz alle Stoffe, die hier verarbeitet werden, und dazu die 
notwendigen Kohlen, und nehmen die Unmengen der erzeugten Waren mit fort. 
Freilich kamen auf den bequemen Wegen nicht selten auch Feinde ins Land, so im 
Hussiten= und im Dreißigjährigen Kriege, wo das Vogtland viel zu leiden hatte. 
7. Mundart. Eine Probe davon, wie der Vogtländer spricht, geben fol- 
gende Zeilen des vogtländischen Dichters Riedel: 
Is dös a schöfs Eckel mir'sch nergends net su wie 
wie kaans af der Welt, in man'n Vugtland gefellt. 
6. Das Swickauer Steinkehlenbecken. 
1. Hbgrenzung. Zwickauer Steinkohlenbecken wird das hügelige Land 
genannt, das sich im Norden an das Vogtland und das westliche Erzgebirge 
anlehnt. Es wird von der Zwickauer Mulde und der Chemnitz durch- 
flossen, während die Zschopau zwischen Flöha und Frankenberg ungefähr 
seine östliche Grenze bildet. Es ist eine flache Mulde zwischen Erzgebirge und 
mittelsächsischem Bergland. 
2. Sntstehung der Steinkohlen. Vor vielen Millionen Jahren war hier 
tatsächlich ein Becken, jetzt ist es ausgefüllt mit allerlei Erdreich und Gestein, 
das das Wasser von den höher gelegenen Landstrichen Vogtland und Erzgebirge 
weg= und hierher geschwemmt hat. Ehe das geschah, standen hier im Tale 
merkwürdige Wälder. Farne so groß wie hohe Bäume, Schachtelhalme mit 
meterdicken Stämmen, riesige Schuppen= und Siegelbäume wuchsen hier in 
einem feuchtwarmen Klima. Da drangen, vermutlich bei dem Einbruch eines 
Meeres, ungeheure Wasserfluten herein, schwemmten die an den Abhängen 
stehenden Gebirgswälder mit herunter, rissen die Wälder auf der Talsohle weg 
und überschütteten die gefallenen Bäume mit dicken Schichten von Sand, Geröll 
und Schlamm. Allmählich wuchsen neue Wälder auf, aber auch sie fanden auf 
ähnliche Weise den Untergang. Dieser Vorgang wiederholte sich noch mehrmals. 
Aus den Baumstämmen wurden durch den ungeheuren Druck der daraufliegen- 
den Erdschichten und durch die aus dem Erdinnern emporsteigende Hitze bei dem 
völligen Abschluß der Luft die Steinkohlen. Zwischen den einzelnen Schichten, 
die man Flöze nennt, finden sich Schichten von Sand, Ton und Schiefer. 
Das darüber liegende Erdreich führt den Namen Rotliegendes. Die rote 
Farbe hat es von dem Eisengehalt. Bei Zwickau finden sich 11 Hauptflöze 
(Kohlenschichten) übereinander, bei Lugau 7. Bei Zwickau hat das stärkste Flöz 
etwa 10 m, bei Lugau 16 m Dicke. 
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